Schloß Bairoda

Die jetzt als Altersheim genutzte Villa wird im Ort wegen ihrer architektonischen Details als Schlösschen bezeichnet, sie wurde bereits 1860 erbaut und wurde in der Weltwirtschaftskrise in den 1920er Jahren verkauft. Zeitweise diente sie als Internat und Heim. Seit 1998 wird der Gebäudekomplex mit einem weitläufigen Park als Alterswohnheim betrieben.

Lebensabend im Märchenschloss

Seniorenpark Bairoda / "Nicht einsam, sondern gemeinsam"

Bairoda - Im Schatten der mächtigen Parkbäume sitzen etliche Senioren um den Tisch herum, vor ihnen liegen Karten mit bunten Bildern und Karten mit den Bezeichnungen der Gegenstände darauf. Zwischen ihnen sitzt eine junge Frau, Sandy Trapp, sie ist Beschäftigungstherapeutin und versucht, alle in dieses kleine Zuordnungsspiel einzubeziehen. Es trainiert das Gedächtnis und lässt zudem keine Langeweile aufkommen. Zwischendurch werden von einer Mitarbeiterin Teller mit geschnittenem frischen Obst verteilt.

Im Seniorenpark Bairoda, einem von neun Pflegeheimen im südlichen Wartburgkreis, wohnen derzeit 40 pflegebedürftige Männer und Frauen. Das kleine romantische Schloss am Ortsrand, umsäumt mit hohen Bäumen und von der Straße her kaum sichtbar, stammt von 1860. Einst als Landgut betrieben, ging es dem einstigen Besitzer in der Weltwirtschaftskrise der zwanziger Jahre verloren. Später wurde das Schloss für verschiedene Zwecke genutzt, mal war es Internat, dann Altenheim. 1998 wurde es von privat gekauft und umgebaut. Träger des Pflegeheimes ist nunmehr die Seniorenpark GmbH. Ihr Geschäftsführer Walter Schwickardi zählt auf, welche Sanierungsarbeiten notwendig waren, um das Schloss als Pflegeheim wieder herzurichten: Die Elektrik wurde erneuert, teilweise neue Balken eingezogen, neue Fußböden verlegt, Wasserleitungen erneuert, neue Fenster eingebaut, das Mauerwerk ausgebessert. Die grundlegende Sanierung, für die keine staatlichen Fördergelder in Anspruch genommen wurden, erfolgte in Abstimmung mit dem Denkmalschutz. Im Jahr 2000 konnte das Bairodaer Schloss als Pflegeheim eröffnet werden. In einem neuen Anbau wurde unter anderem ein Fahrstuhl eingebaut. Auf insgesamt 2000 Quadratmetern ist nun hinreichend Platz für 40 Senioren, die pflegebedürftig sind und ihren Lebensabend hier verbringen. Der Wohnbereich mit Einzel- und Doppelzimmern ist sehr unterschiedlich gestaltet, jeder Bewohner kann im Rahmen der Möglichkeiten auch eigene Möbel oder kleine Dinge aus dem Alltag mit in die neue Wohnumgebung nehmen. Jedes Zimmer ist aufgrund des Grundrisses des Schlosses anders gestaltet und aufgeteilt. Die Bäder sind groß und geräumig, so dass man auch mit einen Rollstuhl hineinfahren könnte. Von jedem Fenster aus haben die Bewohner immer einen Blick ins Grüne. Die Gemeinschaftsräume, wie der Speiseraum oder kleine gemütlich Sitzecken, sind liebevoll hergerichtet. Gerne sitzen die Senioren nach dem Essen in den gemütlichen Ecken des Wintergartens.

Das Konzept des Hause sieht unter anderem vor, die Bewohner nicht auf ihren Zimmern zu verköstigen, sondern wenn möglich, gemeinsame Essenszeiten einzurichten. Sie sollen nicht vereinsamen in ihren Zimmern, sondern die Gemeinschaft erleben. Dennoch hat jeder Bewohner seinen eigenen Tagesplan. Die Möglichkeit, etwas gemeinsam zu unternehmen, besteht jedoch immer. Gleich nach dem Frühstück wird die Beschäftigungstherapeutin aktiv, die Senioren können basteln, singen, im Duftgarten spazieren, sich an kleinen Spielen zum Gedächtnistraining beteiligen. Beliebt ist "Willi Schwabes Rumpelkammer" , wo einmal in der Woche ein alter Film gezeigt wird. Das gefällt den Bewohners sehr gut, es weckt Erinnerungen und knüpft an die eigenen Biografie an, was bei Demenzkranken besonders wichtig ist. Rund zwei Drittel der Patienten im Seniorenpark Bairoda leiden an Demenz, allerdings in sehr unterschiedlichem Grad. Das bedeutet, dass hier eine sehr individuelle Pflege notwendig ist. Für hochgradig Demenzkranke gibt es beispielsweise einen separaten Beschäftigungsraum.

Die 16 Mitarbeiterinnen im Seniorenpark Bairoda versuchen neben der notwendigen Pflege entsprechend der Pflegestufe den Alltag der alten Menschen so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Es gibt Feste der Bewohner mit den Angehörigen, mitunter kommen Schulklassen oder Kindergartengruppen und führen ihre Programme auf. Regelmäßig gibt es kleine Ausfahrten zum Kaffeetrinken ins Kurhaus nach Bad Salzungen oder mal ins Kino zu den Seniorenvorstellungen. Ein Renner bei den Senioren sind die Wellness-Bäder, die immer Dienstag und Freitag angeboten werden. Da gibt es ein Vollbad mit Duftöl, Kerzenlicht und sanfter Musik. Wer möchte, kann gerne ein Glas Sekt dazu genießen. Erlebnisse, die viele Sinne ansprechen.

Im Fahrstuhl hängt der Monatsplan. Da können sie jeden Tag lesen, was für besondere Veranstaltungen geplant sind - im August waren Schlossgartenfest mit Grillabend und die Fahrt an den Burgsee nach Bad Salzungen die Höhepunkte. Auf dem Aushang können die Senioren sehen, wem sie heute zum Geburtstag gratulieren können.

Im Sommer wird der großzügige Garten um das Schloss herum viel und gerne genutzt. Schattige Plätze laden zum Verweilen ein.. Das Mittagessen, das von außerhalb geliefert wird, nehmen die Bewohner im gemeinsamen Speiseraum ein. Kleine Zwischenmahlzeiten bereiten die Mitarbeiter im Hause selber vor. Zwischendurch animieren die Pflegerinnen die Hausbewohner immer wieder, etwas zu trinken.

Alle Menschen, die im Seniorenpark Bairoda leben, sind pflegebedürftig, es heißt, sie haben eine Pflegestufe. Entsprechend der Pflegestufe wird die individuelle Betreuung der Senioren abgestimmt. Für jeden Bewohner gibt es einen ausführlichen Pflegeplan - abgestimmt auf seine Bedürfnisse an Pflege.

Um das Leben in alltäglichen Bereichen zu erleichtern und den Bedingungen der kranken Menschen anzupassen, organisiert das Heim viele Dienste vor Ort. So kommen Optiker, Haus- und Fachärzte, die Apotheke, der Zahnarzt, Logopäden, die Fußpflege, der Friseur, der Pfarrer oder die Ernährungsberatung in das Seniorenheim. Erstmalig geplant ist in diesem Jahr - gemeinsam mit den Angehörigen - eine Präsentation für Bekleidung. Da können die Bewohner gewünschte neue Kleidung kaufen und sparen sich den Weg in das Geschäft.

Jetzt genießen die Heimbewohner erst mal den Spätsommer und die wärmenden Sonnenstrahlen im Garten des Schlosses. sir

Archiv Kai Ziegler
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