Bergwerk Steinbach
Aus dem im Akademie-Verlag Berlin 1989 erschienen Buch " Zwischen Ruhla, Bad Liebenstein und Steinbach " wird folgendes zitiert:
Steinbach liegt an der im Ruhlaer Kristallin befindlichen Parallelstörung zur Klinger Randstörung, dem 2 km langen und bis 35 m breiten
Floßberggangzug. Dessen Eisenerz und vor allem Flussspat erlangte für die örtliche Wirtschaft Bedeutung. Der am südlich des Ortes gelegenen Seifertsberg angesetzte ‚Bernhardtsstollen‘
durchfährt ein Profil vom Zechsteinriffkalk bis zum Kristallin, durchörtert dabei die brauneisengefüllte Klinger Spalte, den Steinbacher Augengneis mit mehreren Brauneisensteingängen des
Frauenberger Gangzugs und schließlich den 16 m mächtigen Flussspat führenden Floßberggang. Auf der Stollenhalde sind alle genannten Gesteine zu finden.
In der Geschichte Steinbachs spielten Gewerbe und später die Industrie die wichtigste Rolle. Schon im „Registrum dominorum marchionum“ von 1378 (BESCHORNER 1933) heißt es in der deutschen
Fassung: „Steinbachm eyn dorff, do die smyde wonen.“ Im Dorf wohnten Messerschmiede, Schlosser und Bergleute. Das Messer- und Schlosserhandwerk arbeitete in kleinen, meist
Einmannbetrieben, ebenso gab es im Steinbacher Eisenerzbergbau und Verhüttungswesen kaum große Gewerkschaften, sondern viele Eigenlöhner, die auf eigene Rechnung den Rohstoff für das
Steinbacher Metallhandwerk bereitstellten. So stellt ein Gutachten vom 17. Februar 1726, das die Meininger Regierung nach der Übernahme des Amtes Altenstein anfertigen ließ, übelsten Raubbau,
Zerwühlung des Bodens der Waldungen um Steinbach, mangel-hafte Besteuerung und große Unordnung fest. Der Staat versuchte die Verhältnisse durch eine Bergordnung über die Eisenerzbergwerke
zu Steinbach von 1732 zu verbessern. Unter den zahlreichen einzeln arbeitenden Bergwerken ragte das 1718 errichtete Eisenbergwerk des Kaufmanns GEORG SCHENK aus Ruhla als einziger größerer
Betrieb hervor.
Nach dem großen Dorfbrand von 1732 erreichte um 1750 der Steinbacher Eisenbergbau seinen Höhepunkt besonders durch den Ausbau des Schenkschen Werkes. Es förderte im Geschäftsjahr
1735/36 insgesamt 5.080 t Eisenstein, während die Einmannbetriebe zusammen nur 700 t zutage brachten. Die Eisenbergwerke begannen eine erhebliche Konkurrenz für den hessischen Bergbau zu werden,
was zu ständigen Reibereien zwischen Hessen-Kassel und Sachsen- Meiningen führte. Aber seit dem Ende des 18. Jh. ging der Steinbacher Eisenbergbau schnell zurück und kam um 1815 ganz zum
Erliegen. Seit 1842 versucht ihn J0SEPH MEYER neu zu beleben und mit seinen Kohlengruben bei Neuhaus am Rennweg zu einem großen Industrieunternehmen mit 2 Millionen Talern Kapital zu verbinden.
Das Werk sollte mit 400 Arbeitern zur Förderung des deutschen Eisenbahnbaues jährlich 15000 t Schienen produzieren. Tatsächlich förderten 1844 jedoch nur 50 Arbeiter 1.8oo t Eisenerz. Da
somit weder die Eisenerze von Steinbach noch die Kohle bei Neuhaus im entferntesten ausreichten den ehrgeizigen Plan zu verwirklichen, wurde 1850 der Abbau ganz eingestellt. Spätere
Wiederbelebungsversuche brachten noch weniger Erfolg.
Seit 1910 ging der Flussspat-Bergbau um, früher in der Grube ‚Fluor‘, später in der Grube ‚Fortschritt‘.
Eine andere Entwicklung nahm das Metallhandwerk. Um die Mitte des 19. Jh. stellten 130 Messerschmiede und 8o Schlosser jährlich 130.000 Dutzend Messer und 100.000
Schlösser her. Das Rohmaterial wurde fast ausschließlich von auswärts eingeführt. Im weiteren 19. Jh. wuchsen aus Handwerksbetrieben kleine und mittlere Unternehmen, wodurch Steinbach das Gepräge
einer Industriesiedlung im Thüringer Wald erhielt. Im Metallgewerbe waren 1948 etwa 540 Arbeiter tätig, während nur noch 45 Personen Bergbau betrieben.
1984 gab es nahezu 1000 Industriebeschäftigte im Ort. Der größte Betrieb, der VEB Stahl- und Schneidwaren, produziert Bestecke, Messer und Metallgeräte. Er entwickelte sich aus ehemaligen
Handwerksbetrieben und besaß daher 15 Produktionsstätten. Daneben befanden sich im Ort Betriebsteile des VEB Fluss- und Schwerspat-Betrieb Trusetal auf 5 ha Abbauland, des VEB
Elektroinstallation Ruhla mit einem hohen Anteil an werktätigen Frauen und des VEB Wemeß Schweina . Eine Besonderheit stellte die Rehabilitationswerkstatt der PGH des Blindenhandwerks dar,
in der beispielsweise Kunstgewerbeartikel und Windleuchten produziert wurden.
Land- und forstwirtschaftliche Flächen haben annähernd gleiche Anteile. Die Hanglagen werden weidewirtschaftlich genutzt. Territorial war die landwirtschaftliche Produktion der LPG
Pflanzenproduktion Witzelroda zugeordnet.
Im FDGB-Erholungsheim Volkshaus und im Betriebsferienheim des VEB Fleischkombinat Potsdam im Schleifkotengrund, dessen Gaststätte auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stand, fanden jährlich über
4000 Urlauber Erholung. Das Heimatmuseum am Kirchweg und die Veranstaltungen auf dem Festplatz in der Bahnhofstraße boten den Urlaubern Abwechslung. Einen besonderen Höhepunkt bildeten die
jährlich stattfindenden Dorffestspiele im August und das Auftreten der Trachtengruppe des Ortes.
Durch seine schneereiche und -sichere Lage entwickelte sich Steinbach zu einem Skisportzentrum des Gebietes. Ausdruck dafür waren das Sportlerheim Schanzenbaude und die Sprungschanzen, von denen
einige im Sommer mit Matten belegt waren und wieder sind..
Das bedeutendste Baudenkmal von Steinbach ist die barocke Kirche, die am Hang 1736 nach dem Brand des Vorgängerbans als Rechtecksaal mit gerade geschlossenem Chor aus verputzten
Granitbruchsteinen errichtet wurde. Den Außenbau gliedern schlanke Rechteckfenster mit elliptischen Oberlichtfenstern. Der Saal besitzt eine Doppelempore und wird von einem Muldengewölbe
überspannt. Die Decke mit der Gemäldefolge Verkündigung, Geburt, Verklärung und Dreieinigkeit wird von Rokokoelementen gerahmt. Der Zyklus setzt sich oberhalb der Emporen fort. Die
Brüstungsfelder der Emporen zeigen Propheten des Alten Testaments vor landschaftlichem Hintergrund. An der Kanzelwand befindet sich der fünfseitige Kanzelkorb zwischen zwei stehenden
Bergmannsfiguren. Die qualitätsvolle Ausstattung entstand um 1745 und folgt einem einheitlichen Programm. Ihre Restaurierung geschah 1981/82.
In Steinbach blieben zahlreiche Fachwerkhäuser erhalten. Sie stehen meist mit dem Giebel zur Straße, die Obergeschosse kragen leicht vor, häufig sind hohe Sockelgeschosse mit
Gewölbekellern und der seitliche Eingang mit kurzem Quer-Flur vertreten. Zu den Beispielen wertvoller Volksbauweise gehören die Häuser Paul-Vogt-Straße 6, 8 und 12 (Mitte 18. Jh.) und
Kirchweg 6 (erste Hälfte 18. Jh.) sowie die Haustür Karl-Marx-Platz 2 (Ende 18. Jh.).
Aus demTelefonbuch für Liebenstein von 1912:
Gewerkschaft Flour, Gotha, Verwalt. Hannover, Abtlg. Flußspatwerk Gottesgabe - genannt Grube Alice, Steinbach, Kr. Meiningen - Telefonnummer: 59
Turmalinvorkommen sind im Thüringer Wald auf Grund der Geologie im Allgemeinen rar. Eine Ausnahme bilden einige kleinere Vorkommen im Ruhlaer Kristallin. So werden von Vollstädt et. al. 1979/1991 kleinere Vorkommen in Quarzgängen aus der Gegend von Ruhla beschrieben (zum Bsp. am Engerstieg).Kleinere Kristalle konnten früher in Quarzlinsen gemeinsam mit Kyanit am ehemaligen Bahnhof Auwallenburg beobachtet werden.
Bei dem hier beschriebenen Vorkommen handelt es sich um eine bereits seit weit über 100 Jahren bekannte Fundstelle im Aplit des Schleifkothengrundes bei Steinbach oberhalb von Bad Liebenstein. Im Bereich des Lötzerödchens-ein Berghang am rechten Eingang des Schleifkothengrundes-kommen die bekannten Steinbacher Augengneise in Felsklippen anstehend vor. Diese durchschwärmen (bzw. werden im Hangenden überlagert) bis dm mächtige Aplitgänge bzw. Aplitkörper. Darin kommen nesterweise gehäuft eingelagerte Turmalinschlieren vor. Vereinzelt findet man in pegmatitischen Bereichen der Aplitgänge größere Individuen des schwarzen Turmalins (Schörl).Die oben genannten Autoren sprechen von bis mehrere cm großen Turmalinsonnen, was für vereinzelte Funde auch zutreffend ist. Weiter taleinwärts konnten im Ruhlaer Granit kleine Amethystgänge und etwas Hämatit beobachtet werden.
Zwischen Steinbach und Atterode gibt es noch zahlreiche Bergbauspuren (Floßberggangzug) auf Flussspat und Eisenerz.Bekannt ist der sogenannte Weiße Stein - ein überwiegend aus Quarz bestehender Felsen, der heute nicht mehr existiert.
Gefunden auf der Internetseite des
Bergmannsvereins
"Otto Ludwig Krug von Nidda" e.V. Erfurt
Revier Schmalkalden-Trusetal
(Seligenthal/Trusetal/Brotterode/Bad Liebenstein/Steinbach)
Die reichen Erzlager, die zwischen Seligenthal, Trusetal und Bad Liebenstein an der Stahlberg-Mommler-Störung und die Nordost verlaufende Klingerstörung gebunden sind, wurden nach archäologischen
Funden schon vor dem Jahr 1000 abgebaut. Entstanden sind diese Erzvorkommen nach der varistischen Gebirgsbildung in der Rotliegendzeit vor 290 Mio. Jahren, als nach der Hebung des Thüringer
Waldes in entstandenen seitlichen Spalten die so genannten Störungszonen sich mit Magmatit unterschiedlicher mineralischer Zusammensetzung ausfüllten. Eine dieser Randstörung ist die von Nordwest
nach Südost durch den Ort Trusetal verlaufende Stahlberg-Mommel-Störung, die den unteren Buntsandstein im Süden von Trusetalgranit im Norden trennt und die 2 km nördlich liegende Klinger-Störung.
In zahlreichen parallel zur Verwerfung ziehenden Fiederspalten treten hydrothermale, teils auch metasomatische Eisenerz-Baryt-Flussspatmineralisation auf.
Mit der urkundlichen Nennung der Siedlung Ottinroda, das heutige Atterode, ein Ortsteil von Steinbach, im Jahr 1183 wird diese als blühende Bergmannssiedlung
beschrieben. Dies ist die erste urkundliche Erwähnung von bergbaulichen Aktivitäten in diesem Revier. Der Bergbau auf Eisenstein im Raum Steinbach-Atterode erfolgte mit unterschiedlicher
Intensität, jedoch ab 1730, als in Steinbach ein Stahlhammer in Betrieb ging, wurden die Gewinnungsarbeiten erheblich gesteigert. Der größte Teil des Eisenerzes kam aus der Grube "Arminius" bei
Atterode. Nach Ausbeutung der Lagerstätte wurde im Jahr 1956 die Gewinnung von Eisenerz eingestellt. Ab 1910 trat für die Bergleute in Steinbach ein anderer Rohstoff in den Blickpunkt der
Gewinnung, der Flussspat am Floßberg. Der Flussspat stand bis an die Tagesoberfläche an und war zuletzt über eine Teufe von bis zu 510 m aufgeschlossen. Die Ganglagerstätte erstreckt sich
über 1,5 km mit Mächtigkeiten von bis zu 10 m Breite. Der Gang wurde bis zu einer Teufe von 410 m abgebaut. Am 31. Januar 1991 wurden die Gewinnungsarbeiten eingestellt.
Auch Trusetal, Ortsteil Herges, erstmals urkundlich 1185 genannt, steht auf Schlackehalden. Man geht auf Grund von Ausgrabungen keltischer Gräberfelder davon aus, dass die Kelten schon vor mehr
als 2.000 Jahren in dieser Region nach Erz gegraben haben. Erstmals urkundlich nachgewiesen ist der Bergbau in Trusetal im Jahr 1316 mit "zwey ysengruben" an der Wallenburg und am Stahlberg
bei Seligenthal im Jahr 1340. Der Ort Seligenthal ist ersturkundlich schon 1320 erwähnt. Die Entstehung des Ortes dürfte wohl aus der Ansiedlung der Bergleute, die am Stahlberg Erz gewonnen
haben, resultieren. Der Abbau von Gold, Silber und Kupfer in Trusetal ist urkundlich ab dem Jahr 1522 belegt. 1880 wird erstmals Schwerspat neben Eisenerz auf der Grube "Mommel" und ab 1900 nur
Schwerspat auf der Grube "Hühn" bis zur Einstellung der Gewinnungsarbeiten zum Jahresende 1990 abgebaut. Die Verwahrungsarbeiten der untertägigen Grubenbaue und der Abriss vorhandener
bergbaulicher Anlagen erfolgt in den nachfolgenden Jahren.
Zeugnis der Geschichte des Trusetaler Bergbaus ist heute ein Bergbaulehrpfad als auch das Besucherbergwerk Hühn. Hier kann
man die umfangreiche Geschichte des Trusetaler Bergbaus kennen lernen und die Maschinen bzw. Werkzeuge des Bergmanns im Trusetaler Raum bis Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts
besichtigen.
2. Fluss- und Schwerspatgewinnung Gehren/Schmalkalden im Jahr 1990
Flussspatgewinnung (CaF2) Gehren und Schmalkalden Förderung Rohhaufwerk:
davon
Werk Gehren:
Werk Schmalkalden:
davon Grube Steinbach:
rund 170.000 Tonnen
rund 120.000 Tonnen
rund 50.000 Tonnen
rund 47.400 Tonnen
(Einstellung der Gewinnung 31.01.1991) Fertigprodukt:
davon
Grube Gehren
Werk Schmalkalden
davon Grube Steinbach
Grube Hühn
Grube Mommel
rund 85.000 Tonnen
rund 60.000 Tonnen
rund 25.000 Tonnen
rund 23.700 Tonnen
rund 2.300 Tonnen
(31.07.1990 Einstellung der Gewinnung)
rund 13.400 Tonnen
(31.12.1990 Einstellung der Gewinnung)
Schwerspatgewinnung (Ba2SO4) Schmalkalden Förderung Rohhaufwerk:
davon Grube Hühn:
Mommel/Kochenfeld:
rund 117.000 Tonnen
rund 6.700 Tonnen
(31.07.1990 Einstellung der Gewinnung)
rund 110.000 Tonnen
(31.12.1990 Einstellung der Gewinnung)
Fertigprodukt:
davon Grube Hühn:
Mommel/Kochenfeld:
rund 45.000 Tonnen
rund 6.700 Tonnen
(Fertigprodukt rd. 10.000 Tonnen Farbspat pro Jahr)
rund 38.600 Tonnen
(Fertigprodukt rd. 60-70 kt/a)
Förderung Rohhaufwerk:
Tagebau Kochenfeld ca. 130.000 Tonnen,
Grube Mommel 58.000 Tonnen Reduzierspat
Grube Hühn 30.000 Tonnen Schwerspat
Belegschaft Ende 1990:
davon:
Werk Schmalkalden
Werk Gehren 938 Beschäftigte
578 Beschäftigte
360 Beschäftigte
Kommentar von Sven Grauel zum Hauerschein:
Sehr schönes Dokument ! Die Grube wurde später "Fortsschritt" genannt ... der letzte Hunt Flußspat wurde 1991
gefördert. Im Anschluss wurden die Gruben des Fluß-und Schwerspatbetriebes "abgewickelt" . Mit Masse durch den Haupttotengräber TREUHAND und die neuen westlichen Mitbewerber !in diesem Sinne
Glückauf
Hans-Herbert Hager schreibt dazu:
Mit der Lok bin ich auch mitgefahren. Sie fuhr vom Bergwerk zum Bahnhof in Steinbach. Sie hatte zwei
Weichenpunkte, einer bei der Drehscheibe und einer in der nähe vom Steinbachstollen. Da ich auf dem Bergwerk gewohnt habe, durfte ich öfters mal mitfahren. Zuletzt
stand Sie hinter der Drehscheibe mit der Aufschrift " Luise darf nicht sterben " . Es war eine schöne Zeit....! Nach der Dampflock kam dann noch eine Diesellock und später wurde dann alles mit
LKW`s abgefahren.