Geweihbaum
Oft schon wurde die Frage gestellt, ob dieser Baum abgestorben sei. Denn einen Großteil des Jahres erwecken die Äste dieses Baumes in unmittelbarer Nähe zur
evangelischen Kirche diesen Eindruck. Viele Einwohner waren und sind deshalb der fälschlichen Auffassung, dass man diesen doch fällen sollte. Jedoch meistens nach Mitte Juni, dieses Jahr
allerdings wesentlich zeitiger, legt er sein Blattwerk an.
Die Laubblätter sind doppelt gefiedert mit fünf bis neun Paar Fiedern. Das gesamte Blatt ist 30 bis 90 Zentimeter lang und 50 bis 60 Zentimeter breit. Der Austrieb
der Laubblätter erfolgt dabei später als bei anderen Laubbäumen, die Blätter sind im Austrieb rötlich, die Herbstfärbung ist gelb.
Der Geweihbaum ist zweihäusig getrenntgeschlechtig, d.h. weibliche und männliche Blüten kommen auf getrennten Bäumen vor, er ist also ein gutes Beispiel für
Sexualkategorien im Pflanzenreich. Der Liebensteiner Baum ist weiblich. Die eingeschlechtigen, relativ kleinen weiblichen Blüten sind duftend, sternförmig und weiß. Die bei Reife braunen
Hülsenfrüchte werden 15 bis 25 Zentimeter lang und 2,5 bis 5 Zentimeter
breit. Sie enthalten vier bis acht Samen, die von einem süßlichen
Fruchtfleisch umhüllt sind. Allerdings müsste, um Früchte ausbilden zu können, bei uns ein männliches Exemplar dieses Johannisbrotgewächses stehen. Er gilt als sehr hitze- und
trockenheitsverträglich und wird daher im mittleren Westen der USA gerne als Straßenbaum angepflanzt. Im Amerikanischen wird der Geweihbaum als
Kentucky Coffeetree bezeichnet. Dieser Name resultiert daraus, dass man früher die Samen röstete und daraus Kaffee braute. Die Samen enthalten jedoch auch für den Menschen leicht giftige
Inhaltsstoffe.
Der Johannisbrotbaum, der auch zu der genannten Unterpflanzenfamilie gehört und der insbesondere in
Spanien und Italien angebaut wird, liefert die Johannisbrotfrucht. Diese verwendet die Nahrungsmittelindustrie in Babykost, Eiscreme, Soßen, Käse, Diabetikerprodukte usw.
Kurze Zeit nachdem der Artikel über den Geweihbaum und sein jahreszeitliches
Erscheinungsbild eines abgestorbenen Baumes in der Zeitung (STZ und Freies Wort) war, wurde der Baum leider gefällt.
Eine halbwegs vernünftige Erklärung gab es nicht.
Gerade bei der Trockenheit der letzten Jahre hätte er seine Robustheit nachweisen können.
Der gelernte Gärtner Robert Neugebauer hat dazu bemerkt, dass er sich nicht entsinnen kann, einen so fachgerecht gefällten Baum im Ort gesehen zu haben.
Offensichtlich hat der Baum eine solche Lebenskraft, dass jährlich unglaublich viele junge Exemplare im Umkreis des ehemaligen Baumes nachwachsen, die dann natürlich
bei der Grasmahd wieder verschwinden. Der Geweihbaum soll die unglaubliche Fähigkeit haben, lange Trockenperioden zu überstehen....
Wir hatten hier einen weiblichen Baum stehen, der vergeblich nach einem Mänchen Ausschau gehalten hatte....