Wappen der Familie vom Stein zum Liebenstein
                                                         Ende 16. / Anfang 17.Jahrhundert 

                                (Nach Johann Siebmacher, New Wapenbuch, 1605)

Burg Liebenstein (Werratal) in der Zeit der Grumbachschen Händel

(überwiegend Periode 1566 bis 1570)

 

 

Einführung

 

Die Konfiszierung bzw. militärische Einnahme der Burg Liebenstein während der Grumbachschen Händel, am 7. Februar 1567, und ihre anschließende dreimonatige militärische Besetzung durch eine Einheit des unter der Führung des sächsischen Kurfürsten August stehenden Reichsexekutionsheeres führten zu einer schweren Schädigung der Burg und ihrer Besitzer. Die Einnahme ging mit der Vertreibung der Burgbewohner einher und hatte nach der Besatzungszeit die mindestens einjährige Verwaltung der Burg durch einen vom Amtsschösser zu Salzungen eingesetzten sächsischen Vogt zur Folge. Die Rückübertragung der Burg als sächsisches Lehen an die Familie vom Stein zum Liebenstein erfolgte erst im Jahre 1570. Die somit fast dreijährige Konfiszierung der Burg Liebenstein bildete das einschneidendste historische Ereignis in ihrer Geschichte. In der Zeit zwischen 1567 und 1570 gingen viele alte Urkunden, die sich in der Burg befanden, verloren.

 

Die Burg Liebenstein war seit ihrer Übertragung als Lehen und sächsischer Adelswohnsitz an Wetzel vom Stein (Altenstein, Werratal), im Jahre 1360 bis zu ihrem Heimfall an Herzog Ernst, den Frommen, im Jahre 1673, ununterbrochen im Besitz der Familie vom Stein zum Liebenstein. Eine der bisher bekannteren Persönlichkeiten der Familie war Asmus vom Stein zum Liebenstein, der als Alleinerbe 1533 mit dem sächsischen Mannlehen Gericht Liebenstein beliehen worden war.

Um 1516 geboren, erlebte er in seiner Jugend, durch seinen Aufenthalt am ernestinischen kurfürstlichen Hof Johann Friedrich des Großmütigen, die Bedeutung und Förderung der Reformation und nahm später am Schmalkaldischen Krieg teil, auch an der Schlacht bei Mühlberg. Der kurfürstlichen und ab 1547 herzoglichen Familie gut bekannt, wurde er in der Zeit der Grumbachschen Händel, in den Jahren 1566/67, von Johann Friedrich dem Mittleren über die normale Gefolgschaftsverpflichtung hinaus mit einer wichtigen Aufgabe für die Organisation der Verteidigung des Herzogs betraut.

 

 

1. Die Gefolgschaftsaufforderung von Herzog Johann Friedrich II. dem Mittleren vom 22. Dezember 1566 an Asmus vom Stein zum Liebenstein

 

Herzog Johann Friedrich II, der Mittlere (1529 - 1595)  

Kurz vor Weihnachten 1566 erhielt Asmus vom Stein zum Liebenstein, der sich wohl im Kreise seiner Familie auf der Burg aufhielt, von seinem sächsischen Lehnsherrn in Gotha, Herzog Johann Friedrich II., dem Mittleren, eine sofort zu befolgende strenge Gefolgschaftsaufforderung, wonach er mit seinen bewaffneten Dienstleuten nach Gotha zu kommen hatte:

"Von Gottes Gnaden Johann Friedrich der Mittlere, Herzog zu Sachsen.   Lieber Getreuer. Uns fallen Sachen für, darzu wir deiner bedürfen. Begeren … Du wollest dich alsbald und Angesicht dieses Briefes mit deinen Knechten und Pferden aufs beste zu rüsten, dermaßen du uns zu dienen schuldig bist, und ohne einiges Verziehen zu uns gegen Gotha verfügen und weiteren Bescheid zu warten. Dich auch bei Verlust aller deiner Lehen nicht verhindern noch aufhalten lassen. Deren geschieht unser genzliche, auch zuverlässige und ernste Meynung. Des in Eil.                                        

Grymmensteyn, den 22ten Decembris. Anno 1566"

(Zit. n. Abschrift von Friederike von Stein-Schlotheim, ThStAMgn, Gutsarchiv Barchfeld (Familie v. Stein), 491203, Akte 298)

 

Asmus vom Stein zum Liebenstein leistetet dieser Aufforderung Folge. Wie andere adlige Lehnsleute handelten, die in gleicher Weise vom Herzog aufgefordert worden waren, geht aus einem Hinweis des bedeutenden Gothaer Historikers und Archivars August Beck hervor:

„ Von den Lehnsleuten beider fürstlicher Landestheile Weimar und Coburg, welche von Johann Friedrich aufgefordert wurden (26.12.1566), '… unverzüglich bei Verlust ihrer Lehen und Vermeidung schwerer Ungnade …' mit ihren Knechten und Pferden sich in Gotha zu stellen, erschienen nur etwa zwanzig … Der größere Theil versagte seine Hilfe bei einem so gefährlichen Unternehmen, weil nach dem Vertrage der beiden fürstlichen Brüder vom 21. Februar 1566 einem allein das Recht nicht zustand, die Lehnsleute einzuberufen, und weil auf ihre Anfrage bei Herzog Johann Wilhelm, wie sie sich der Aufforderung gegenüber verhalten sollten, natürlich die Antwort erfolgte, dem Gebote nicht Folge zu leisten.“

(Beck, I, 1858, S. 516f.)

 

Indem Asmus der Aufforderung folgte, wurde er in die sogenannten Grumbachschen Händel aktiv einbezogen, wobei er selbst zwar nicht Kriegsdienst zu leisten hatte, aber den Auftrag erhielt, für die in Gotha aufzubauenden Verteidigungstruppen, in hessischen Gebieten Reiter zu werben.

 

Dass Asmus vom Stein zum Liebenstein wohl als besonders geeignet für eine solche Aufgabe erschien, zeigen folgende Angaben über ihn. Er war ein zumindest in Hessen, Thüringen und Sachsen weit gereister und gut informierter Mann mit offensichtlich vielen Kontakten, wofür es mehrere detaillierte Belege gibt. Etliche Adlige, wie Christoph von Witzleben (Burg Liebenstein im Geratal) oder Barthold II. von Wintzingerode (Burg Bodenstein im Eichsfeld) waren von Asmus Kriegs- und evangelisch-protestantische Glaubenskameraden im Schmalkaldischen Krieg, besonders in der Schlacht bei Mühlberg. Zu ihnen nahm er auch jetzt Verbindung auf, um für seine Aufgabe Unterstützung zu finden.

 

Es seien hier einige Beispiele aus der Zeit von 1563 bis 1566 genannt, die die weitläufigen Kontakte und Beziehungen von Asmus vom Stein zum Liebenstein belegen:

 

Im Jahre 1563 bat Christoph von Witzleben Asmus um Rat, wie er am besten Herzog Johann Friedrich den Mittleren bzw. die landesherrliche Obrigkeit für die Unterstützung bei der Klärung eines Rechtsfalles in seiner Verwandtschaft gewinnen könnte; es handelte sich um die Entziehung des Leibgedinges der verwitweten Margarethe von Witzleben durch die Grafen von Schwarzburg. Asmus war mit mehreren Angehörigen derer von Witzleben gut bekannt, unter anderem mit Gangolf von Witzleben, dem Vater o. g. Christoph. Beide waren auch Kriegskameraden von Asmus im Schmalkaldischen Krieg gewesen.

 

1565 berichtete Asmus dem Landgrafen von Hessen über „aufrührerische Bewegungen“ im Niederadel in Hessen, in der Wetterau und in Westphalen. Es hätte sich eine große Gruppe unzufriedener Adliger gebildet, die zum Zeichen ihres Bündnisses ein Abzeichen am Pferd trügen.

           

Im gleichen Jahr 1565 war er zusammen mit Christoph von Witzleben beim Herzog Johann Friedrich in Gotha und fragte, ob der Herzog den König von Schweden im sogenannten Dreikronenkrieg (Siebenjähriger nordischer Krieg zwischen Schweden, Dänemark und der Hansestadt Lübeck) mit Reiterdiensten unterstützen würde. Der Vorschlag sollte wohl die Bereitschaft des Königs von Schweden fördern, Herzog Johann Friedrich mit Geld zu unterstützen.

Herzog Johann Friedrich hatte grundsätzlich zu wenig Mittel für seine Ziel, die Kurfürstenwürde mit Hilfe der deutschen Adelsopposition zurückzugewinnen, auch nicht genug für die Organisation der Verteidigung gegen das Reichsexekutionsheer. Unter anderem schickte er Gesandtschaften wegen Geldleihen z. B. auch nach Lothringen, nach Pommern und an den König von Polen.

 

Im September und Oktober 1566, also etwa ein Vierteljahr bevor Asmus nach Gotha gerufen wurde, übertrug Herzog Johann Friedrich ihm die Mission, von den Herren von Brabant und dem Prinzen von Oranien Geldleihen zu erreichen. Er reiste mit Christoph von der Malsburg in die Niederlande. Später schrieb er, u.a. aus Elmarshausen (Grafschaft Waldeck), dem Stammsitz der Familie des Christoph von Malsburg, Berichte über den Verlauf der Reise und ihre Bemühungen.

 

Im Frühjahr/Sommer 1566 wurde Asmus, gewissermaßen als Person des Vertrauens, von Wolf Mülich, der im Ergebnis eines jahrelangen schweren Konfliktes von Herzog Johann Friedrich des Landes verwiesen und enteignet worden war, um Vermittlung zum Herzog gebeten. Wolf Mülich war Lehnsmann und Kanzleibediensteter des Herzogs. Asmus verhandelte mit Grumbach, der sich mit anderen zusammen beim Herzog für Mülich einsetzte. Letztlich war der Vermittlungsversuch nicht erfolgreich, da der Herzog die Rückübertragung und Rehabilitation von Wolf Mülich nicht soweit ermöglichte, dass dieser zufrieden gewesen wäre. Im Zusammenhang mit den sich über mehrere Monate hinziehenden Verhandlungen war Asmus mehfach als Vermittler bzw. Überbringer von Nachrichten und Dokumenten tätig. Dies zeigt, dass Asmus ein weithin bekannter und geschätzter Mann war, dessen Hilfe man, auch in schwierigen Angelegenheiten, suchte.

 

Asmus vom Stein zum Liebenstein hatte wohl eine Vertrauensstellung bei Herzog Johann Friedrich dem Mittleren. Sie beruhte auf alten Bindungen zwischen ihnen. Die Verbundenheit bestand ursprünglich wohl vor allem mit dem Vater von Johann Friedrich dem Mittleren, zu Johann Friedrich dem Großmütigen. Asmus war an seinem Hofe als Edelknabe aufgewachsen, Spiel- und Jugendkamerad von Johann Friedrich dem Mittleren gewesen.Darin ist sicherlich ein ganz entscheidender Beweggrund zu sehen, dass Asmus in unbedingter Treue zu Herzog Johann Friedrich hielt. Die tragische Konsequenz bestand darin, dass er sich damit selbst existenziell schwer geschadet hat und ihm der Wahlspruch der Familie vom Stein zum Liebenstein „Stand in der Sach' erwirbt Lob“, dem er auch in diesem Zusammenhang Rechnung trug, ins Verderben geführt hat.

 

 

2. Zur Geschichte der „Grumbachschen Händel“

 

Ritter Wilhelm von Grumbach hatte seine Güter bei Würzburg und geriet in schweren Konflikt mit dem Würzburger Fürstbischof Melchior Zobel von Giebelstadt. Als der Fürstbischof 1558 ermordet wurde, legte man den Mord Grumbach zur Last. Später überfiel dieser mit Anhängern die Stadt Würzburg und beging damit schweren Landfriedensbruch. Daraufhin wurde über ihn von Kaiser Ferdinand die Reichsacht ausgesprochen. In Gotha, bei dem ihm befreundeten sächsischen Herzog Johann Friedrich II., dem Mittleren, fand der nun fried- und rechtlos gewordene Wilhelm von Grumbach mit einigen Anhängern Aufnahme und wurde sein bevorzugter Ratgeber. Im Mai 1566 verabschiedete Kaiser Maximilian II., Nachfolger des inzwischen verstorbenen Kaisers Ferdinand, unter Mitwirkung der Reichsgerichte und der Kurfürsten ein verschärftes Reichsachtmandat gegen Grumbach. Nachdem Herzog Johann Friedrich im Laufe des Jahres 1566 die immer dringender und strenger werdenden Aufforderungen des Kaisers, Grumbach auszuliefern, nicht befolgt hatte, wurde auch über ihn am 12. Dezember 1566 die Reichsacht ausgesprochen. Als er also seine Lehnsleute zur Gefolgschaft nach Gotha rief, wie Asmus vom Stein zum Liebenstein am 22. Dezember 1566, hat er bereits gewusst, dass er die Regierungsgewalt verloren hatte, die dann am 8. Januar 1567 an seinen Bruder, Herzog Johann Wilhelm, überging. Johann Friedrich ignorierte dies und leitete die Mobilmachung zur Verteidigung gegen das anrückende Reichsexekutionsheer ein. In Anbetracht des bereits anrückenden Heeres geschah dies sehr spät, erst ab etwa dem 20. Dezember 1566. Der Herzog hatte lange Zeit nicht für möglich gehalten, dass wirklich ein Reichesexekutionsheer zur Vollstreckung der Acht kommen könnte.

Im Rahmen der Truppenzusammenstellungen machte der Kanzler Brück „... den Vorschlag, 40 oder 50 Bergknappen vom Bergwerk Schweina in die Stadt hereinzuholen, die in vorfallender Noth zu vielen Dingen nützlich sein möchten … die Knappen sollten gute Schützen sein, es wäre gut, dass sie ihre Handrohre mitbrächten, da Mangel an Schützen sei.“ (zit. n. Ortloff, III, S. 406)

   Das kaiserliche Heer zog unter der Führung von Kurfürst August von Sachsen zur Vollstreckung der Reichsacht nach Gotha und belagerte die Stadt ab Ende Dezember 1566. Hauptziel war die Festnahme des Ritters Wilhelm von Grumbach und seiner engeren Anhänger und Helfer sowie auch seines Beschützers Herzog Johann Friedrich. Gotha kapitulierte nach reichlich drei Monaten am 13. April 1567, der Herzog kam in Gefangenschaft und Wilhelm von Grumbach wurde mit anderen wenige Tage danach hingerichtet.

Der hartnäckigen Weigerung von Herzog Johann Friedrich, den geächteten Grumbach und seine Anhänger an den Kaiser bzw. den beauftragten sächsischen Kurfürsten August herauszugeben, lag nicht nur die edelmütige Auffassung, einen Freund zu schützen, zugrunde. In hohem Maße wurde er dadurch motiviert, dass Grumbach ihm einen angeblichen Lösungsweg einredete, wie er wieder zu der von seinem Vater, Herzog Johann Friedrich dem Großmütigen, verlorenen Kurfürstenwürde kommen könnte. Er hatte die kaiserliche Entscheidung, daß die Kurfürstenwürde 1547 der ernestinischen Linie weggenommen und der albertinischen Linie, dem Herzog Moritz in Dresden, verliehen worden war, innerlich nie akzeptiert und wünschte sich die Kurfürstenwürde sehnlichst zurück. Zu seinem Verwandten Kurfürst August (ab 1553), in Dresden, der dann auch das Reichsexekutionsheer gegen ihn führte, war das Verhältnis denkbar schlecht.

 

Zu diesem schwelenden Konflikt gesellte sich ein ganz anderer, den Grumbach ausnutzen wollte, um Herzog Johann Friedrich glauben zu machen, er könne so wieder Kurfürst werden. Um die Mitte des 16. Jh. waren die Landesherrschaften territorial-politisch zunehmend besser organisiert, woraus sich allmählich Beschränkungen der Befugnisse des Adels, vor allem des niedrigen ländlichen Adels, ergaben. Wieder einmal war eine überregional sich entwickelnde Adelsopposition entstanden, die gegen die sich durchsetzende Territorialverwaltung des Kaisers und der Landgrafen bzw. Fürsten waren und anfingen, sich zu organisieren. Grumbach hatte viele Verbindungen zu ihnen, wiegelte sie zum Vorhaben einer „Adelsrevolution“ auf und zog einen Teil seiner engsten Helfer aus diesen Kreisen. Er schlug Herzog Johann Friedrich in Gotha vor, sich als Oberhaupt an ihre Spitze zu setzen, mit ihrer Hilfe ein Heer zusammenzustellen und damit nicht nur das Reichsexekutionsheer zu besiegen, sondern vom Kaiser die Rückübertragung der Kurfürstenwürde zu erzwingen. Vor diesem Hintergrund wird auch die weitläufige Aussendung von Gefolgschaftsleuten, wie Asmus vom Stein zum Liebenstein, zur Reiterwerbung in außersächsische Gebiete nachvollziehbar.

Schließlich geht aus urkundlichen und anderen Quellen hervor, dass Grumbach und Herzog Johann Friedrich der Mittlere, vor allem gegenüber der Bevölkerung von Gotha, ihren Widerstand gegen den Kaiser damit begründeten, dessen Strenge und Strafmaßnahmen hätten eigentlich die Bekämpfung der Protestanten und der Reformation zum Ziel.

 

Herzog Johann Friedrich nahm die Ideen Grumbachs an und folgte seinen Vorschlägen. Die Bemühungen hatten jedoch keinen Erfolg, da die kaiserlichen Gegenmaßnahmen gegen die opponierenden Adelskreise, unterstützt sowie ausgeführt durch die Landesfürsten und Landgrafen, sehr erfolgreich waren, der Adel in Grenzen gehalten wurde und dadurch auch keine Unterstützung zu Herzog Johann Friedrich gelangte.

Die Chancen für Unterstützung von außen verschlechterten sich noch, als Kurfürst August von Sachsen, Beauftragter des Kaisers zur Durchführung der Reichsexekutuion, über sein ausgezeichnetes Spionage- und Kundschafternetz von den Reiterwerbungen in Hessen für den geächteten Herzog erfuhr. Er begann deren Unterbindung zu planen, die Ausführenden verfolgen und deren Güter konfiszieren zu lassen. Dies alles betraf auch Asmus vom Stein zum Liebenstein.

Ritter Wilhelm von Grumbach (1503 – 1567) Porträt. 
Staatsbibliothek Berlin. Handschriftenabteilung

3. Zur Konfiszierung der Lehnsgüter des Asmus vom Stein zum Liebenstein und zu den Folgen für deren Bewohner

 

Asmus vom Stein zum Liebenstein verließ die Burg sehr wahrscheinlich am 23. Dezember 1566. Aus dieser Zeit, bis zur Besetzung der Burg Liebenstein am 7. Februar 1567, ist vom Geschehen auf der Burg nur eine Angelegenheit bekannt:

Asmus Frau, Margarethe vom Stein zum Liebenstein, die nun allein als Burgherrin war, erhielt am 27. Dezember die Aufforderung von Graf Georg Ernst von Henneberg an Asmus, ihm gegen Herzog Johann Friedrich Gefolgschaft zu leisten und mit Reisigen (gewappnete Dienstleute, Reiter) am 1. Januar 1567 nach Schleusingen zu kommen. Asmus hatte auch ihn zum Lehnsherren. Graf Georg Ernst stand aber auf Seiten des Reichsexekutionsheeres bzw. des Kaisers und hatte für die Belagerung von Gotha gegen Herzog Johann Friedrich Truppen zu stellen. Asmus geriet somit in den unlösbaren Zwiespalt, zweien seiner Lehnsherren zur Gefolgschaft verpflichtet zu sein, die jeweils einer der sich gegenüberstehenden Kriegsparteien angehörten.

Margarethe konnte nur noch ein wenig leistungsfähiges, altes Pferd und zwei kaum kriegstüchtige Knechte nach Schleusingen schicken. Sie verlangte zudem in einem Brief, in Abstimmung mit anderen Adligen der Region, dass die Reisigen nur im Bereich der Grafschaft Henneberg eingesetzt werden sollten.

            Graf Georg Ernst von Henneberg schrieb darauf am 14. Januar 1567 einen strengen Brief an Margarethe, in dem er den Austausch der Knechte und des Pferdes verlangte und sich die Forderung zum Einsatz der Lehnsuntertanen verbat. Jedoch hatte bereits Asmus alle guten Pferde und kriegstauglichen Knechte mit nach Gotha genommen, so daß Margarethe die Forderung des Grafen nicht erfüllen konnte.

Graf Georg Ernst hatte mit der Nichtbefolgung der Gefolgschaftsverpflichtung durch Asmus vom Stein zum Liebenstein somit auch die Berechtigung zur Konfiszierung seiner hennebergischen Lehnsgüter.

 

 

 

 

Die Einnahme der Burg Liebenstein in der Nacht vom 6. zum 7. Februar 1567

„Tyringische Mapp oder Landtafel...“  1625

(Ausschnitt: Westl. Thüringen). Von Adolar Erich ( 1559 – 1634).

Meisterwerk früher Thüringischer Kartographie. 

Kolorierter Holzschnitt: Ph.Wittel ,Erfurt                                                                                                                          

Aufnahmen:   SLUB, Deutsche Fotothek, A. Rous


Nachdem nun Kurfürst August von Sachsen, als Beauftragtem zur Durchführung der Reichsexekution, bekannt wurde, dass Asmus vom Stein zum Liebenstein für Herzog Johann Friedrich und die Gothaer Verteidigungstruppen in Hessen Reiter warb, stufte er ihn recht schnell als politischen Anhänger des Herzogs ein, ließ seine Verfolgung in Angriff nehmen und ordnete die Einnahme der Steinschen Lehen an, besonders der Burg Liebenstein.

 

Der Befehl dazu ging an Herzog Johann Wilhelm, dem ja die Regierung über die Gebiete seines geächteten Bruders Johann Friedrich seit 8. Januar 1567 übertragen worden war. Er verordnete am 2. Februar 1567 nach Salzungen, an den dortigen Amtsschösser , die Einnahme der Steinschen Lehen.

Woher die auf Burg Liebenstein ziehende Landsknechtstruppe dann wirklich kam, ist noch nicht ermittelt. Sie stand unter der Führung des Rittmeisters Georg von Heinitz. Das Rittergut oder Gericht Liebenstein gehörte in dieser Zeit administrativ zum Amt Salzungen. Die herzoglich sächsischen (ernestinischen) Lande setzten sich damals aus fünf Kreisen zusammen. Einer davon war der Gothaische Kreis mit Gotha, Eisenach, Kreuzburg und Salzungen.

Rittmeister Georg von Heinitz muss bekannt gewesen sein, dass Asmus nicht auf der Burg war, da parallel bereits die Bemühungen des sächsischen Kurfürst August liefen, mit Unterstützung des Grafen von Henneberg und des Landgrafen von Hessen, Asmus aufzuspüren und gefangen zu nehmen.

Jedoch war in den Tagen vor dem 6. Februar ein Knecht von Asmus festgenommen worden, der in hennebergischem Waldgebiet bei Schmalkalden einen Hirsch geschossen hatte. Diese Nachricht gelangte zum sächsischen Kurfürsten August, der in einem Brief vom 6. Februar Graf Georg Ernst von Henneberg bat, den Knecht unter peinlicher Befragung, wenn erforderlich, mit Anwendung von Folter, zur Aussage zu zwingen, wo sich Asmus aufhielt.

Burg Liebenstein, vor 1625  „Tyringische Mapp oder Landtafel...“ , 1625

(Ausschnitt: Westl. Thüringen).   Von Adolar Erich ( 1559 – 1634).

Das Aussehen der Burganlage Liebenstein zwischen 14. und 17. Jh. ist bis heute nur teilweise bekannt und, wie auch die Wertung der Burgansicht auf dieser Karte, ein wichtiges Thema zukünftiger Forschung.

Die nachfolgenden Angaben zur Burgeinnahme stammen überwiegen aus der Mitteilung des Rittmeisters Georg Albrecht von Heinitz an den Kurfürst August von Sachsen vom 7. Februar 1567 (nach Ortloff, III, S. 549):

Die Landknechtstruppe, etwa 50 Hakenschützen und Reiter, rückte in der Nacht vom 6. zum 7. Februar auf den Burgberg, die Einnahme erfolgte am 7. 2., morgens 2 Uhr. Wie es damals üblich war, forderte ein Trompeter die Belagerten zur Übergabe auf und die schutzlose Burgherrin ließ recht bald die Tore öffnen.

 

Hakenschützen waren zu Fuß kämpfende Landsknechte, die zu dieser Zeit noch mit Lanzen oder Spießen, aber häufig schon mit sogenannten Arkebusen kämpften. Die Arkebuse war eines der ersten Vorderladegewehre mit Luntenschloss. Es wurde beim Schießen auf eine Gabel gestützt, die der Landsknecht mit sich tragen musste. Der Name Arkebuse (Arke = Haken, Buse = Büchse) oder Hakenbüchse leitet sich von dem Haken ab, der am Rohr angebracht war. Wenn die Waffe aufgelegt und eingehakt wurde, fing der Haken den starken Rückstoß ab.

Der Schütze zündete mit einem Luntenstab das Pfannenpulver in der Pulverpfanne. Über den Zündkanal schlug die Flamme zum Ladungspulver und entzündete dieses. Als Geschosse dienten früher Stein- und Bleikugeln.

Landsknechte des 16. und 17. Jh. mit Hakenbüchsen

 

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Zum Zeitpunkt der Einnahme der Burg lebten in ihr, seit dem Weggang von Asmus am 23. Dezember 1566, Margarethe vom Stein und die elf Kinder mit wenigen Bediensteten, Bauern und wehrfähigen Knechten. Als Gast hielt sich dort noch Christoph von Scharfenstein, wohnhaft in Belstedt, auf, der verletzt war.

 

Die Einnahme der Burg erfolgte somit kampflos. Dass Asmus in der Burg durch einen Pistolenschuss während der Eroberung getötet worden wäre, ist eine Liebensteiner Burgsage, die sich mit diesem Irrtum über die Jahrhunderte gehalten hat. Dies ermittelte bereits im 19. Jh. Georg Brückner, Geograph, Historiker und Direktor des Hennebergischen Gesamtarchivs (Brückner, 1872).

 

In der Nacht vor der Einnahme oder während der Einnahme war es dem ältesten Sohn von Asmus, Georg Ernst, gelungen, aus der Burg zu entkommen, indem er aus einem der Fenster sprang, nach Angabe des Rittmeisters v. Heinitz, 8 Klafter tief (nach altem sächsischen Längenmaß ca 1,70 m pro Klafter, also über 13 Meter). Er floh auf die benachbarte Burg Altenstein zur Familie Hund von Wenkheim. Rittmeister von Heinitz schickte einen Trompeter zur Burg Altenstein und verlangte seine Auslieferung. Christoph Hund von Wenkheim riet Georg Ernst, sich zu stellen und begleitete ihn am nächsten Tag auf Burg Liebenstein zurück.

Georg Ernst wurde als Kriegsgefangener behandelt, regulär „verstrickt“ und nach Weimar in den „Goldenen Zopf“ gebracht. Die Behandlung als Gefangener legt nahe, dass er zu diesem Zeitpunkt volljährig war. Da er nach den Angaben von Freifrau Friederike von Stein-Schlotheim (Schlossarchiv Barchfeld) 1581 im Alter von 31 Jahren gestorben ist, müsste er 1567 zwischen 16 und 17 Jahre alt gewesen sein. Die Regeln zur Erlangung der Volljährigkeit waren zu dieser Zeit in den einzelnen deutschen Landesherrschaften unterschiedlich. Im ernestinischen Sachsen lag die Volljährigkeit bei 21 Jahren, konnte aber auch Achtzehnjährigen in Ausnahmefällen erteilt werden. Möglicherweise hat man in Kriegssitutionen auch 17jährige junge Männer in Kriegshaft genommen.

In Weimar inhaftiert, blieb er knapp anderthalb Jahre, bis 8. Juli 1568, gefangen gesetzt. Vermutlich wurde er aber relativ gut behandelt, denn er erhielt durch die Fürsprache hoher und einflussreicher Persönlichkeiten mehrfach längeren Ausgang. Im Dezember 1568 durfte er Herzog Johann Wilhelm auf einen Feldzug nach Frankreich begleiten. Herzog Johann Wilhelm hatte einen militärischen Dienstvertrag mit dem König von Frankreich, wodurch er sich eine Verbesserung seiner Existenzgrundlage versprach.

Im Juni 1568 zurückgekehrt, wurde Georg Ernst am 6. Juli 1568 frei gelassen unter der  Bedingung, dass er sich jederzeit dem sächsischen Kurfürsten August zur Verfügung halte.

Georg Ernst sah seinen Vater, Asmus vom Stein zum Liebenstein, nicht wieder, da dieser im Juni 1568 in der Grafschaft Sayn von Hans Friedrich von Wolframsdorf ermordet worden war.

 

Margarethe vom Stein zum Liebenstein musste nach dem 7. Februar 1567 mit den anderen zehn Kindern die Burg verlassen. Verglichen mit dem Ergehen der Familien anderer adliger Lehnsleute, die der Aufforderung der Kurfürsten August nicht nachgekommen waren, sich von Herzog Johann Friedrich loszusagen, war dies ein besonders hartes Schicksal. Vielfach wurde auf Bitten den Familien die weitere Nutzung der Lehnsgüter eingeräumt, mit der strengen Auflage, dem Lehnsmann nichts zukommen zu lassen oder Brüder erreichten, dass sie mit der gleichen Auflage die eigentlich konfiszierten Güter weiter im Interesse der Familie betreuen durften. Dass Frau Margarethe den Wohnsitz verlassen musste, ist sicher auch in Zusammenhang mit der geplanten weiteren militärischen Besetzung der Burg zu sehen. Da auch das Stein'sche Schloss in Barchfeld besetzt war, lebte sie als Gast bei Freunden und später mit ihrem Mann Asmus zusammen in einem ländlichen Gehöft in Hessen.

 

Aufgrund des interessanten Hinweises, dass Asmus zwischen dem 2. und 6. Februar nochmal in Barchfeld war, Vieh und Besitztümer aus dem Schloss weggeholt hat, ist anzunehmen, dass er da auch nochmal auf Burg Liebenstein bei der Familie war. Darauf deutet eine Angabe des Rittmeister Heinitz in dessem Einahmebericht hin, dass in der Burg kein Schmuck gefunden werden konnte. Schmuck und „gutes Hausgeräth“ wären „flüchtig“ gewesen und auch der Bericht zweier sächsischer Kundschafter, die Asmus offensichtlich immer nach reisten und Erkundigungen vor Ort über ihn einzogen, schreiben dies in ihrem Bericht.

 

Die Besetzung des Stein'schen Schlosses in Barchfeld am 7. Februar 1567.[i]

 

Bereits am Abend des 6. Februar waren Dorfratsmitglieder von Barchfeld nach Breitungen ins Schloss gekommen und suchten Rat bei Graf Poppo, dem Bruder des hennebergischen Fürsten Georg Ernst. Sie kamen zu ihm, weil das Steinsche Schloss in Barchfeld hennebergisches Lehen war und Graf Poppo wohl der am schnellsten zu erreichende hennebergische Regierungsvertreter war.

Die Barchfelder berichteten Graf Poppo, dass Asmus vor kurzem da war und sie deshalb fürchteten, dass sächsisches Kriegsvolk nach Barchfeld kommen könnte.

Am nächsten Tag, am 7. Februar, kam wieder ein Barchfelder zu Graf Poppo geritten und berichtete, dass der Liebenstein von ungefähr 50 sächsischen Reitern eingenommen worden ist und die Reiter nun nach Barchfeld ziehen würden.

 

Graf Poppo informierte darauf seinen Bruder Georg Ernst und schickte den Schultheiß von Breitungen, Adam Pleß, mit einem Begleiter nach Barchfeld, mit dem Auftrag, wenn die sächsische Truppe in Barchfeld einziehen würde, sie zu bitten, den Ort und die Einwohner zu schonen.

Noch am 7. Februar kam Adam Pleß von Barchfeld wieder zurück und berichtete, dass er mit dem sächsischen Rittmeister Bose, der offensichtlich neben Rittmeister von Heinitz zweiter Anführer der Truppe war, gesprochen hat. Bose erklärte ihm seinen Auftrag zur Einnahme der Güter von Asmus vom Stein, dass die Burg Liebenstein eingenommen wäre und er sich im Barchfelder Steinschen Schloss (dem Vorgängerbau des heutigen verfallenen Gebäudes), einquartiert hat in Erwartung weiterer Befehle. Für die Pferde wäre bei Asmus vom Stein genug Hafer gefunden worden, aber für die Versorgung der Truppe „solle die Bevölkerung Mitleid haben“.

 

Diese Informationen gelangten nun sowohl zum hennebergischen Amtmann nach Schmalkalden als auch zu Graf Georg Ernst nach Schleusingen bzw. Maßfeld und es entstand die berechtigte Sorge um die hennebergischen Gebiete.

Zunächst erging der Befehl an den Rittmeister Bose nach Barchfeld, er solle das Steinsche Schloss als hennebergisches Lehen und Eigentum wieder räumen, wie er dazu käme, es zu besetzen und sich dort einzuquartieren. Daraufhin erschienen die beiden Anführer der Truppe, von Bose und von Heinitz, bei Graf Poppo in Breitungen und erklärten ihm, sie erfüllten nur untergeordnet sächsischen, sondern in erster Linie den Auftrag des Kaisers, der die Reichsexekution und die Verfolgung der Ächter in Gotha sowie ihrer Anhänger befohlen hat und auch alle anderen benachbarten Landesherrn zur Mithilfe verpflichtet hat. Daher seien sie berechtigt, Steinsche hennebergische oder hessische Besitzungen zu besetzen. Sie verpflichteten sich aber, nur bewegliches Eigentum von Asmus zu vereinnahmen und nicht die Lehnsgüter zu schädigen. Von Bose bat dann, er möchte nicht in einem Bauernhaus in Barchfeld wohnen, da fühle er sich nicht wohl und das würde die Bauern ja auch so bedrücken. Von Heinitz wohnte wohl mit auf der Burg. Von Bose durfte im Schloss bleiben, aber der hennebergische Rentmeister (Finanzverwalter der Landesherren) aus Schmalkalden reiste zu Absprachen nach Barchfeld und zwei hennebergische abgeordnete Diener waren auch dort, die aufpassen sollen, dass nichts zu Schaden kam.

Die hennebergischen Amtleute sandten ferner Beauftragte als Wachen in alle hennebergischen Güter von Asmus, z.B. wurde auch auf dem Aschenberg ein Forstknecht als Wache eingesetzt.

In diesen Tagen sind alle sächsischen, hennebergischen und hessischen Lehnsgüter von Asmus vom Steim zum Liebenstein konfisziert worden. Sämtliche Einnahmen wurden abgeführt, sodass auch die Frau von Asmus, mit den zehn Kindern, keinerlei Versorgungsmöglichkeit aus diesen Gütern hatte.

 

Die dreimonatige Besatzungszeit auf Burg Liebenstein (Februar bis Mai 1567) und ihre anschließende Verwaltung durch den sächsischen Vogt Caspar Specht

 

Die Burg wurde in den drei Monaten ziemlich beschädigt. Nach einer späteren Ausgabenliste für den Unterhalt der Gebäude auf dem Liebenstein, im Zeitraum Mai 1567 bis Mai 1568, wurden unter anderem Dielen gelegt, Fenster und Kammertüren in Stand gesetzt, Öfen gesetzt und Scheuern repariert.[ii] Dies zeigt, wie die Landsknechte in der Burg gehaust hatten, aber auch, dass diese wieder bewohnbar gemacht werden konnte. Nach dem Inventurbericht, den der Schösser von Salzungen und der Vogt Caspar Specht nach Abzug der Landsknechte im Mai 1567 erstellten, hatten die Landsknechte ferner bis auf das, was sie selbst benötigten, alles zur Burg gehörige, was sich zu Geld machen ließ, versetzt. Nach einer Bemerkung eines ihrer Anführer, des Rittmeisters Otto von Bose, dass Asmus vom Stein zum Liebenstein bisher nicht festgenommen werden konnte, war „ … den Landsknechten das Mausen lieber …, sonst hätten sie ihn wohl bekommen“.

Einige Hinweise erwähnen schließlich Ärger mit den Landesherren, weil die Landsknechte auf dem Liebenstein unbefugt aus den Burgfenstern Wild schossen; desgleichen, weil die in Barchfeld liegenden Landsknechte auf dem Aschenberg Wild jagten.

 

In Barchfeld blieb die sächsische Besatzung „nur“ bis 26. Februar 1567, da die Landesherren von Henneberg und Hessen sich beim sächsischen Kurfürsten darum bemühten und es auch erreichten. Allerdings musste Barchfeld die Burgbesatzung weiterhin mit Vorräten beliefern.

 

Im Mai 1567, wenige Wochen nach der Kapitulation von Gotha, liefen bereits die Untersuchungen an, inwieweit man den Anhängern und ehemaligen Lehnsleuten von Herzog Johann Friedrich die zunächst konfiszierten Güter zurückgeben könnte. Das heißt, es wurde vor allem ihre aktive Unterstützung des Herzogs bzw. aktive Handlungen gegen den sächsischen Kurfürst August geprüft.

Asmus vom Stein zum Liebenstein gehörte, wie mehrfach angesprochen, nicht zu denen, die das Glück hatten, ihr Eigentum bald wieder zu erhalten. Der Amtmann (Amtsschösser) von Salzungen setzte im Mai 1567, nach Abzug der Hakenschützen, den sächsischen Vogt Caspar Specht auf der Burg zur Verwaltung des Gerichts Liebenstein ein. Nach der Korrespondenz zwischen dem Kurfürsten August und dem Kaiser Maximilian II., zwischen 7. und 27. Mai 1567, sollte die Rückgabe der Güter unter bestimmten Voraussetzungen erfolgen, vor allem, dass Asmus fußfällig den Kaiser um Vergebung bitten sollte. Zu dieser Aussöhnung ist es nicht gekommen. Der sächsische Vogt Caspar Specht blieb mindestens ein Jahr auf der Burg, deren Rückgabe an die Söhne des 1568 ermordeten Asmus erst 1570 erfolgte. Caspar Specht fertigte im Mai 1568 eine vollständige Jahresrechnung über die Gutswirtschaft des Gerichtes Liebenstein an.[iii] Auf den letzten Seiten der Jahresrechnung befindet sich die oben erwähnte, gemeinsam mit dem Amtsschösser von Salzungen aufgenommene, Inventurliste über die im Mai 1567, nach Abzug der Hakenschützentruppe, noch in der Burg befindlichen Gegenstände und die übrigen zur Burg gehörigen Besitztümer. Diese Liste wird hier zusammengefasst nach einer Abschrift von Freifrau Friederike von Stein-Schlotheim wiedergegeben[iv]:

 

Haushaltgegenstände:

27 Federbetten, noch gut in Ordnung, darunter 9 mit Stroh gefüllt

7 Bettücher, gut erhalten

Noch ziemlich viele Hausgeräte aus Zinn, Blech und eiserne Töpfe, auch aus Messing

1 Kornmaß

1 Futtermetze

 

An Vieh:

4 Sauen

1 Eber

4 Kühe

2 abgetriebene Pferde

Dieses Vieh wurde alles von Caspar Specht verkauft.

Auf dem Schafhof waren:

Insgesamt 690 Tiere, davon:

270 alte Schafe (es waren noch mehr da, aber es sind viele von den Hackenschützen geschlachtet worden)

112 Kälberjährlinge

70 Hammeljährlinge

129 Lämmer

115 Hammel

 

Landbesitz vom Haus Liebenstein:

 

3 Teiche, die bei dem Sauerborn liegen, waren durch die Hakenschützen verwüstet worden, wurden aber von Caspar Specht wieder hergestellt und mit Karpfen besetzt

2 weitere kleine Forellenteiche in der Nähe

 

29 Acker Wiesen (Wieswachs), von der Schäferei genutzt

[Einfüg. Seige:Wiesenwachs : Ausdruck für sämtliche zu einem Gute gehörigen oder in einer Gegend befindlichen Wiesen, deren Grasertrag für Heu genutzt wurde.].

 

2 Fuhrwerke [=Vorwerke] : 1 auf dem Liebenstein 1 auf der Grumbach (Krimmelbach)

 

Zum Vorwerk auf dem Liebenstein gehörten:

180 Acker Land und

17 Acker Wiesen

[Einfüg. Seige: Möglicherweise handelt es sich hier um den Röderhof, ehemals am Gleisdreieck gelegen, der in Urkunden bis zum 30jährigen Krieg nachweisbar ist]

 

Zum Vorwerk auf der Grumbach gehörten:

220 Acker Land

14 Acker Wiesen

2 Acker Huthweide

2 Fruchtgertel [?]

 

Gärten:

2 Gärten am Schloßberg wurden jährlich nur für das Haus Liebenstein bebaut, was nicht benötigt wurde, verkauft.

 

Gehölz:

Eintausend Acker Holz (Wald) liegt um den Liebenstein und ist dazu gehörig.

 

In der Jahresrechnung von Caspar Specht kommt auch der Lohn für den Eseltreiber vor, der das Wasser auf den Berg brachte, ferner Rechnungen für Eimer und zwei Sättel für den Wassertransport. Diese Angaben erinnern wieder an die Frage, ob auf der Burg jemals ein Brunnen bestanden hat, eine bis heute ungelöste Frage.

 

Unter den konfiszierten Gütern von in ihrer gesellschaftlichen Stellung mit Asmus vom Stein zum Liebenstein vergleichbaren adligen Lehnsleuten Herzog Johann Friedrich des Mittleren ist die Burg Liebenstein das wohl am längsten beschlagnahmte Lehen gewesen. Die dreimonatige Besatzungszeit bis nach der Kapitulation von Gotha im April 1567 könnte damit erklärt werden, dass Asmus bis dahin für Herzog Johann Friedrich aktiv tätig blieb und die Burg Liebenstein, nicht weit von Hessen gelegen, eine günstige und kostenlos zu nutzende Ausgangsbasis für seine Verfolgung und eventuelle Gefangennahme bot. Unter den von Ortloff erwähnten Konfiszierungen findet sich kein ähnlicher Fall. In einem Schreiben an den Gothaer Archiv- und Hofrath August Beck macht der Meininger Archivar und Landeshistoriker Prof. Georg Brückner die Bemerkung „ … indem keine andere Familie durch die Grumbachischen Händel so viel gelitten als die vom Stein.“[v]

 

 

 

4. Aus dem Leben von Asmus vom Stein zum Liebenstein seit seiner Beordung am 22.12.1566 nach Gotha bis zu seiner Ermordung im Juni 1568 in Hessen

 

Die Zeit vom 23. Dezember 1566 bis 8. Januar 1567.

Als Asmus nach Gotha kam, hat er sicher erfahren, dass Herzog Johann Friedrich bereits seit dem 12. Dezember vom Kaiser geächtet war, wodurch ihm die Schwere des Konfliktes sicher spätestens zu diesem Zeitpunkt bewusst geworden ist. Er war noch nicht eine Woche in Gotha, da erhielt er von seinem sächsischen Lehnsherrn, Herzog Johann Friedrich dem Mittleren, die Abordnung nach Hessen zur Anwerbung von Reitern. Diese sollten in Gotha gegen das Reichsexekutionsheer eingesetzt werden. Er wurde noch vor dem 30. Dezember, zusammen mit Reinhard von Dalwigk und vielleicht noch Anderen, nach Hessen gesandt.

Bereits unterwegs in Hessen, wurde er gemeinsam mit anderen Adligen, die auch Werbetouren unternahmen, zum Rittmeister ernannt. Daran knüpften sich Rechte und Pflichten und auch eine Bezahlung durch den Herzog Johann Friedrich. Einem Rittmeister sollten für 100 geworbene Reiter 100 rheinische Gulden gezahlt werden, dann kamen noch bestimmte Zuzahlungen und Dienstleistungen dazu. Aus Quellenanalysen von Ortloff geht hervor, dass in diesem konkreten Fall die Auswahl und Ernennung der Rittmeister in Gotha erfolgte, somit in Abwesenheit der bereits ausgesandten Lehnsleute, deren Einverständnis nicht eingeholt worden war, die Bestallungsurkunden sie wohl gar nicht erreichten und die Bezahlungen auch nicht mehr oder nicht im festgelegten Umfang zu organisieren waren.

 

Im Dezember 1566 war an Asmus, nach Burg Liebenstein, die Aufforderung seines hennebergische Lehnsherrn Fürst Georg Ernst zur Gefolgschaft ergangen. Er sollte im Reichsexekutionsheer gegen Herzog Johann Friedrich kämpfen, eine Aufforderung, der er nicht Folge leisten konnte, da er diesem die Treue hielt (siehe oben).

 

Die Zeit vom 8. Januar 1567 bis zur Kapitulation von Gotha am 13. April 1567 und der Gefangennahme von Herzog Johann Friedrich dem Mittleren.

Zum 8. Januar 1567 hätte Asmus eigentlich sich zu Herzog Johann Wilhelm, dem Bruder von Johann Friedrich, auf den Landtag nach Saalfeld begeben müssen und zusammen mit der übrigen Bevölkerung, den anderen Adligen etc. Johann Wilhelm als neuem Herrn huldigen müssen. Dies tat Asmus nicht, weshalb er weiterhin als Anhänger des geächteten Herzogs Johann Friedrich galt. Die Nachrichtenverbindungen waren überregional gut und sicher hat Asmus von allem erfahren. Er bemühte sich aber zu dieser Zeit, wo ja Gotha zwar belagert, aber noch nicht eingenommen war, weiter um die Erfüllung des Auftrages von Herzog Johann Friedrich und kam der Pflicht zur Erbhuldigung an dessen Bruder Johann Wilhelm nicht nach.       

Herzog Johann Wilhelm (Sachsen-Weimar), 1530 - 1573
Jüngerer Bruder von Herzog Johann Friedrich II., dem Mittleren 

 ( residierte 1566/67 in Coburg, später in Weimar, besaß die Gebiete
  seines  Bruders  Johann Friedrich ab 08.01.1567 bis 1572)

Abgesehen davon, dass wir bisher noch nicht wissen, inwieweit Asmus in diesen Monaten eine erfolgreiche militärische Verteidigung seines Lehnsherren Johann Friedrich in Gotha für möglich hielt, wäre die Vermutung auch nicht ganz abwegig, dass er nach dem 7. Februar 1567 hoffte, einen Teil der geworbenen Reiter auch zur Befreiung seiner Burg Liebenstein einsetzen zu können.

 

Für die Zeit vom 8. Januar 1567 bis zur Kapitulation von Gotha (13. April 1567) und zur Gefangennahme seines Lehnsherrn Johann Friedrich finden wir folgende Angaben zu Aktivitäten und Aufenthaltsorten von Asmus vom Stein zum Liebenstein:

 

Im Januar 1567 warben Asmus vom Stein und Reinhard von Dalwigk in Westphalen und angrenzenden Ortschaften wohl 300 Reiter an, die ab 31. Januar durch den Werragrund nach Gotha ziehen sollten. In Gotha setzte man auf sie als eine der letzten Hoffnungen, da andere, bedeutendere Reiterwerbungen misslungen waren. In den Quellen steht berichtet, dass der Herzog betete, Asmus vom Stein möge durchkommen.

Sehr wahrscheinlich hat Asmus später erfahren, dass durch die Aufforderung des sächsischen Kurfürsten vom 6. Februar 1567 sowohl der hennebergische Graf Georg Ernst, als auch Landgraf Philipp von Hessen überall Wachen einrichteten, die den Durchzug von Asmus und R. von Dalwigk mit den Reitern verhindern sollten, und dass ihnen die Gefangennahme drohte. Sie wurden im Werragrund, durch den sie angeblich in Richtung Gotha ziehen wollten, nicht gesichtet und haben ihn offensichtlich nicht mit den geworbenen Reitern betreten. Der hessische Landgraf Philipp, der sich kaisertreu verhielt, wies am 25. Januar 1567 seinen Burghauptmann zu Ziegenhain an, Asmus von Stein sowie Heinrich und Reinhard von Dalwigk festzunehmen, falls sie, wie bekannt geworden war, 

weiterhin im Löwensteiner Grund Reiter werben sollten.

Asmus hatte wohl entgegen einem Versprechen gehandelt, das er dem Landgrafen gegeben hatte.



                   Landgraf Philipp I.,der Großmütige (Hessen), 1504 – 1567

 

 

Der Landgraf ordnete ferner am 3. Februar an, dass man auf das Nahen der Reiter aufpassen solle, die Brücken jedes Ortes sperren und die Stadttore zu schließen habe, ferner keiner der Untertanen, gleich welchen Standes, Asmus vom Stein und Dalwigk mit den Reitern unterstützen dürfe. Dem sächsischen Kurfürsten schrieb er aber, er hätte in letzter Zeit nichts von Asmus vom Stein und Dalwigk gehört. In den nächsten Tagen berichtete der Amtmann von Treffurt an den Landgrafen, dass Asmus zweimal in Wanfried gesehen worden wäre.

Deshalb erging am selben Tag auch an den Vogt zu Friedewald, den Schultheiß zu Hersfeld sowie die Amtsknechte zu Vacha, Homberg und Borken der landgräfliche Befehl, Asmus von Stein im Falle seines Erscheinens festzunehmen.

 

Am 2. Februar berichteten zwei Kundschafter, die der sächsische Kurfürst August ausgesandt hatte, Asmus vom Stein zu suchen und seine Aktivitäten auszukundschaften, dass dieser bei Reinhard von Dalwigk in Kirchheim, im Stift Hersfeld und später in Liebenstein gewesen sei, womit wohl der oben erwähnte Aufenthalt zum Besuch der Familie und dem Wegbringen von wertvollem Eigentum gemeint war. Sie berichteten weiter, dass Asmus und Dalwigk einen Musterplatz für die Werbungen in Geisa eingerichtet hätten.

Am 3. Februar 1567 wurden Briefe von Asmus an den Herzog Johann Friedrich, die durch einen Edelknaben überbracht werden sollten, von den Belagerern vor Gotha abgefangen.

Bereits am 4. Februar 1567, also noch über zwei Monate vor der Kapitulation von Gotha, genehmigte der Kaiser die Verfolgung der für Herzog Johann Friedrich im Zusammenhang mit dem Grumbachschen Konflikt tätigen Obersten und Rittmeister, zu denen auch Asmus zählte.

Am 5. Februar schrieb Georg Ernst v. Henneberg auf die Anfrage des sächsischen Kurfürsten an diesen, dass er nichts von einem Nahen des Reiterzuges von Asmus vom Stein zum Liebenstein gehört hat.

Reinhard von Dalwigk wurde am 4./5. Februar auf Betreiben des Abts von Fulda gefangen genommen.

 

Am 7. Februar schrieb Rittmeister v. Heinitz von Burg Liebenstein aus, dass das Gerücht umginge, Asmus würde immer noch weiter Reiter werben. Es sei deshalb wichtig, dass weiter Militär in der Gegend bleibe, um den eventuellen Durchzug zu verhindern.

 

Im März 1567 kam die Kunde nach Gotha, es sollten etliche Pferde am Vogelsberg oder um Gelnhausen vorhanden sein, in der Wetterau geworben, bei welchen Asmus vom Stein, Eitel Günther von Gottfart und Werner von Wallenstein wären. Zusammen mit noch anderen Werbungen handele es sich um 600 Pferde. In der Not ordnete der Gothaer Herzog den Ausfall eine Gruppe Beauftragter aus der belagerten Stadt an, die die Heranführung der 600 Pferde organisieren sollten. Dieser Ausbruch misslang. Und auch von einer späteren Heranführung der 600 Pferde ist nichts in den Quellen zu finden. Die Belagerung um Gotha war immer stärker geworden, das umliegende sächsisch verwaltete Gebiet wurde immer besser kontrolliert, so dass ein Durchkommen kaum noch möglich war.

 

Es sei hier eingefügt, dass Asmus vom Stein nur einer von einer ganzen Reihe von Adligen war, die für Johann Friedrich den Mittleren Reiterwerbungen durchführten. Asmus war auch nicht der wichtigste, da aber kaum eine Zuführung nach Gotha klappte, wurde er immer wichtiger. Dennoch vermittelt die Quellenanalyse von Ortloff den Eindruck, dass er unter den Werbern eine führende Position innehatte.  Die Werbungen erstreckten sich bis in die Wetterau, das Vogelsberggebiet, Hannover und darüber hinaus. Auch der Graf von Waldeck ließ zunächst die Werbungen zu, bis die Aufforderung vom sächsischen Kurfürsten im Auftrag des Kaisers kam, sie zu unterbinden. Asmus hat wohl den Übertritt mit Reitern über die Werra nicht geschafft und sicher auch erkannt, dass die Lage für ihn immer kritischer wurde.

 

Die Zeit ab der Kapitulation von Gotha (13.April 1567) und der Gefangennahme von Herzog Johann Friedrich, dem Mittleren, bis zu Ermordung von Asmus vom Stein zum Liebenstein im Juni 1568

 

Asmus versuchte nun, von Hessen aus, mit ausführlichen schriftlichen Erklärungs- und Entschuldigungsbriefen an den Kaiser und die Landesherren von Sachsen, Hessen und Henneberg, seine Rehabilitation zu erreichen,und Burg Liebenstein sowie seine anderen Güter wieder übertragen zu bekommen. Er erschien aber wohl nicht persönlich vor seinem neuen Lehnsherrn, dem Herzog Johann Wilhelm, der inzwischen in Weimar residierte.

 

Wie Asmus in seinem Bittschreiben an den sächsischen Kurfürsten vom 24. April 1567 schrieb (11 Tage nach der Kapitulation von Gotha), hielt er sich wechselnd in verschiedenen Orten Hessens auf. Zu einem noch nicht bekannten Zeitpunkt ist seine Ehefrau Margarethe mit den Kindern zu ihm gekommen und die Familie wohnte wohl, bis auf Georg Ernst, in einem ländlichen Gehöft in der Umgebung von Kassel.

 

Zu Aufenthaltsorten von ihm liegen nach den bisherigen Recherchen der Verfasserin folgende Informationen vor:

 

Anfang Mai waren dem Kurfürsten Berichte übermittelt worden, dass Anhänger der Geächteten, unter ihnen auch Asmus, sich in Thüringen im Raum Schmalkalden aufhielten („Unterschleif“ = Unterschlupf gefunden hätten).

Zur gleichen Zeit wurde auch der spätere Mörder von Asmus, Hans Friedrich von Wolframsdorf, als Anhänger der Ächter, im Auftrag des Kurfürsten August verfolgt. Der Grund für seine Mordtat an Asmus, ein Jahr später in Hessen, ist vorläufig noch nicht bekannt.

 

Vor dem 7. Mai 1567 ist Asmus ferner in Vacha gewesen, wo man ihn festnehmen wollte. Er kam aber mit gerade durch Vacha gehenden Pferden des „Grafen von Eisenberg“ (Ortloff, IV, S. 299) davon. Mit dem Grafen von Eisenberg ist vermutlich Graf Wolrad II von Waldeck-Eisenberg, mit Sitz im Schloss Eilhausen in Nordhessen, gemeint.

Am 17. Mai ist  Asmus „vor dem Bodenstein“ gewesen sein, womit die Burg Bodenstein oder eines der adligen Güter des Barthel von Wintzingerode im östlichen Eichsfeld (bei Worbis) gemeint war. Nach Ortloff hatte dies der Spion Conradt Schmidt zu Nordhausen erkundschaftet, der für den sächsischen Kurfürst überall Nachforschungen anstellte, wo sich noch Anhänger des geächteten und gefangen genommenen Herzogs Johann Friedrich aufhielten. Die Angabe, dass Barthold von Wintzingerode Asmus Unterschlupf bot, wird auch durch Wilhelm Clothar von Wintzingerode in seinem Werk „Barthel von Wintzingerode, ein Kultur- und Lebensbild aus dem Reformationsjahrhundert“ (Gotha 1907) bestätigt.

 

Der hessische Landgraf Wilhelm, Nachfolger von Philipp dem Großmütigen, und der hennebegische Graf Georg Ernst stellten noch im Jahr 1567 die Rückgabe ihrer Lehnsgüter an Asmus in Aussicht. Der hessische Landgraf verwendete sich für ihn beim Kaiser, an den Asmus auch geschrieben hatte. Die Begründung war, dass Asmus seine sächsische Lehnspflicht gegenüber Herzog Johann Friedrich erfüllen musste, er seinen Auftrag der Reiterwerbung letztlich nicht erfüllte, da er keine Reiter nach Gotha führen konnte, er somit die Verteidigung von Herzog Johann Friedrich gegen das Reichsexekutionsheer nicht wirksam unterstützt habe.Er gehörte auch nicht zu den engeren Ratgebern und aktiv in den Fragen des politischen Konfliktes Handelnden aus der Umgebung des Herzogs. Für die Rückgabe der sächsischen Güter von Asmus verwendete sich Landgraf Wilhelm von Hessen am 13.Mai auch bei dem Herzog Johann Wilhelm.

Auch mehrere der adligen Freunde setzten sich mit Schreiben an die Landesherren für die Rehabilitation von Asmus ein.

    

Graf Georg Ernst zu Henneberg     ( 1511 - 1583 )     

                         

Landgraf Wilhelm IV., der Weise ( Hessen-Kassel,  1532 - 1592  )      


Kurfürst August von Sachsen ( 1526 - 1586 )

Den Kurfürsten August konnte Asmus bezüglich der Rückgabe des sächsischen Lehens Burg Liebenstein nicht so schnell umstimmen. Als jedoch der Kaiser sich versöhnlich in einem Brief vom 14.Mai 1567 zeigte, lenkte der Kurfürst ein und erklärte sich mit einer Aussöhnung einverstanden „… unter der Bedingung, dass er [E. Sge: Asmus] sich mit … Fußfall verpflichte, mit seinem Sohn und seinen Verwandten Zeit seines Lebens nicht wider den Kaiser und ihn, den Kurfürsten, zu handeln, noch den Ächtern ferner anzuhängen, auch sich gegen Georg von Heinitz, der auf des Kurfürsten und der kaiserlichen Comissarien Befehl seine Güter eingenommen, nicht feindlich zu verhalten, …, sich nicht zu rächen, sondern sich mit demselben gütlich zu vergleichen und abzufinden...“ Wie oben erwähnt, kam es aber nicht zu dieser vorgeschlagenen Aussöhnung mit dem Kaiser. Mit der Angabe von Gründen ist Vorsicht geboten. Jedenfalls hätte Asmus in Erfüllung der gestellten Bedingung Fehlverhalten einräumen müssen und sich von Herzog Johann Friedrich dem Mittleren distanzieren müssen. Dazu konnte er sich wohl nicht entschließen.

Der Schösser zu Salzungen nahm, wie er am 2. Juni berichtete, die Güter ein, insbesondere das Haus Liebenstein.                                    

Asmus vom Stein zum Liebenstein hat die Rückgabe seiner Güter nicht mehr erlebt.

 

 

5. Zur Ermordung von Asmus vom Stein zum Liebenstein im Jahre 1568 und zum weiteren Leben seiner Frau und Kinder.

 

Im Juni 1568 wurde Asmus bei einem Aufenthalt in der Grafschaft Sayn-Hachenburg aus einem Hinterhalt von Hans Friedrich von Wolframsdorf erschossen. Die Familie klagte und der sächsische Kurfürst August wünschte eine genaue Untersuchung des Falles. Der Mörder wurde am 6. Mai 1569 in Hachenburg hingerichtet.

 

Wohl noch vor der Rückgabe der hessischen und hennebergischen Lehen zog die Witwe Margarethe vom Stein zum Liebenstein mit den Kindern in das Steinsche Schloss in Barchfeld (noch den Vorgängerbau des heutigen Gebäudes). Sie blieb dort für immer und überlebte ihren Mann um 40 Jahre bis 1608. Nachdem der Familie alle Lehen, auch die Burg,[i] bis 1570 wieder gegeben waren, wurden die Lehnsgüter 1572 auf die Söhne aufgeteilt. Während Georg Ernst das Steinsche Schloss in Barchfeld erhielt, fiel auf den zweiten Sohn Hermann die Burg Liebenstein. Er konnte die in schlechtem Zustand befindliche und restaurierungsbedüftige Burg aus Geldmangel viele Jahre lang nicht sanieren. Solange er unmündig war, lebte er in Barchfeld, später bis etwa 1599 wohl überwiegend auf dem Gut Sorga. Dann zog er auf die wieder hergerichtete Burg und es begann wenig später die uns gut bekannte Zeit der Erschließung des Sauerbrunnens im Auftrag des Herzogs Johann Casimir (Sachsen-Coburg) und des Beginns des Badebetriebes. Die beiden Jahrzehnte vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges 1618 waren gleichzeitig die letzte Blütezeit der Burg bis zu ihrer Aufgabe 1678. 
   Fußnoten:

   i   Alle nachfolgenden Angaben zu Barchfeld in : ThStAMgn, Gutsarchiv

      Barchfeld (Familie vom Stein), 491203, Akte 298
  ii  ThStAMgn, Liebensteiner Gutsrechnung 1567/1568. Der Vogt Caspar

      Specht ließ auch den Grumbacher Hof und die Schlossgärten mit

      neuen Zäunen und Hecken versehen.

  iii   ThStAMgn, Liebensteiner Gutsrechnung 1567/1568.

  iv   ThStAMgn, Gutsarchiv Barchfeld (Familie v. Stein), 491203, Akte 298 
  v   Zit. n. Friederike Stein-Schlotheim, ThStAMgn, Gutsarchiv Barchfeld

      (Familie v. Stein )  491203, Akte 298 

  vi   Lehnbrief des Herzogs Johann Wilhelm, Weimar, 21. August 1570, zit.

       n. F. Stein- Schlotheim, Urkundliche Nachrichten über die Burg

       Liebenstein, Auf den Wunsch des  dortigen Badedirektors, Herrn Major

       Geldern, für das Archiv der Badedirektion  zusammengestellt von

       Friederike von Stein-Schlotheim im November 1869, ThStAMgn,
       Gutsarchiv Barchfeld (Familie v. Stein), 491203, Akten 289, 292, 296. 

 

 

Archivquellen:

Thüringisches Staatsarchiv Meiningen:

Bestand Gutsarchiv Barchfeld (Familie v. Stein), 491203, Akten 289, 292, 296, 298

Bestand Liebensteiner Gutsrechnung 1567 / 1568

(Die Quellen des Sächsischen Hauptstaatsarchivs sind noch zur Auswertung vorgesehen, wurden zu einem wesentlichen Teil von Friedrich Ortloff ausgewertet und daher hier auch berücksichtigt.)

Literatur (Auswahl):

Arndt, Steffen.   Landgraf Philipp der Großmütige und die Grumbachschen Händel. Das Beispiel des Asmus von Stein.

In: Jahrbuch d. Hennebergisch-Fränk. Geschichtsvereins. Jg. 2007, Bd. 22, S. 107 - 116

Beck, August.   Johann Friedrich der Mittlere, Herzog zu Sachsen. Ein Beitrag zur Geschichte des 16. Jahrhunderts. Bd. I. Weimar 1858

Brückner, Georg.   Historische Skizze von Burg und Bad Liebenstein. Meiningen 1872, Nachdruck 2005 (Hrsg. H. Munkel, Elch-Verlag)

Ortloff, Friedrich.   Geschichte der Grumbachischen Händel. Vier Theile, 1868 – 1870.

Warsitzka, Wilfried.   Die Thüringer Landgrafen. Jena 2004

Wintzingerode, Wilhelm Clothar.   Barthel von Wintzingerode, ein Kultur-   und Lebensbild aus dem Reformationsjahrhundert. Gotha 1907

Witzleben, Gerhard August von und Karl Hartmann August.
Geschichte des Geschlechts von Witzleben. Berlin 1880

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Christine Seige