Gottesdienste auf der Burg zum Liebenstein

Burg Liebenstein

 

„ … also das dieselbe Cappelle belesen und besungen ….“

 

Der Kirchen- und Gottesdienst auf Burg Liebenstein in alter Zeit (14.-16. Jh.)

 

 

 

Wetzel vom Stein (Altenstein) wurde 1360 mit dem „festen Haus Liebenstein“ belehnt und ließ es in den Jahren danach zu einer adligen Wohnburg ausbauen. Dazu stiftete er eine Kapelle, zum Schloss gehörig, wie ausdrücklich in den Urkunden formuliert, und verpflichtete einen Kapellan, der dort Gottesdienst hielt. Indem der Burgherr die Kapelle und den Kapellan wirtschaftlich unterhielt, hatte er ein kirchliches Patronat inne. Die Stiftung war dadurch kirchenrechtlich eine Eigenkirche und in katholischer Zeit von der Pfarrei Schweina unabhängig. Der Kaplan gehörte kirchlicherseits zum Erzbistum Mainz und war damit wohl dem Erzpriester der Husenkirche Salzungen (Archidiakonat Oberdorla) unterstellt.

 

Der älteste Hinweis auf die Burgkapelle befindet sich in einer Urkunde von 1386, nach der Wetzel vom Stein senior seinen jüngeren Brüdern 100 Gulden für die Kapelle und den Altar auf dem Liebenstein lieh. Über das Aussehen der Kapelle haben wir vorläufig keinerlei Angaben; ob es ein eigenes Gebäude war oder z. B. ein Kapellenraum im Palas, wie das bei kleinen Burgen häufig der Fall war. Nach Urkunden zwischen 1411 und 1422 war Jacob Göcking in dieser Zeit Stein’scher Kaplan. Er wurde mit Nutzungsrechten an Wiesen und Äckern, gelegen am Sandberg und Sauerberg, sowie weiteren Einnahmerechten beliehen, damit von ihm die „ … Cappelle belesen und besungen ….“ wird. 1473 finden wir urkundlich erwähnt: „… 16 Acker Wiesen gelegen unterm Aschenbergk, genannt die Giebelwiese und stoßen uff die Grumbach …“, ein Beispiel für das hohe Alter der Liebensteiner Flurnamen, denn die Giebelwiese befindet sich auch heute an dieser Stelle. Auch die jetzt noch unter Liebensteinern bekannten „heiligen Wiesen“ waren solche Grundstücke.        

 

Mit Einführung der Reformation, die sicher, wie in Schweina und auf dem Altenstein, bereits in den 1520er Jahren erfolgte, wurde das Rittergut Liebenstein spätestens 1546 eine Filiale der Pfarrei Schweina. Zu ihr gehörten damit auch Sauerbrunn und Grumbach. Bis Ende des 16. Jahrhunderts versahen die Schweinaer evangelischen Pfarrer, z.B. Heinrich Martin (ab 1557) oder Michael Himmel (ab 1580), den Kirchendienst auf der Burg. Sie erhielten dafür die Einkünfte des früheren Kaplans als Lehen. Mit Handgelöbnis und durch einen Revers (schriftlicher Bestätigung) sagten sie zu „… auf dem Liebenstein, wenn … erfordert, Gottes Wort zu predigen und das heilige Abendmahl zu reichen, und zu administrieren.“ - Im Jahre 1580 erhielt Hermann vom Stein von der fürstlich-sächsischen Regierung in Coburg die Genehmigung, eine Kapelle zu bauen, da die alte seit Jahrzehnten nicht mehr existierte. Über sie ist jedoch auch nichts bekannt. Nachdem Hermann die Burg ab etwa 1590 wieder instand setzen und ausbauen ließ, wollte er um 1600 die regelmäßige Gottesdiensthaltung auf ihr durch den Schweinaer Pfarrer fortsetzen lassen. Dies gelang nicht, jedoch erhielt die Familie vom Stein 1617 einen Herrenstand in der Schweinaer Kirche. Sie besaß diesen bis die letzten Familienmitglieder die Burg 1678 verließen.

 

 

 

                                                                                                                 Dr. phil. Christine Seige

 

 

 

Quellen:

 

Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Schlossarchiv Barchfeld, Akten 310, 312, 430

 

Brückner, Georg. Pfarrbuch der Diöcesen Meiningen, Wasungen und Salzungen. Meiningen 1863