Villa Holsatia

März 2012, links ehemaliger Standort Holsatia
März 2012, links ehemaliger Standort Holsatia
Aufnahme um 1900, rechts im Hintergrund Hotel Bellevue -Archiv W.Malek
Aufnahme um 1900, rechts im Hintergrund Hotel Bellevue -Archiv W.Malek
13.08.1901 mit Schweina-Stempel
13.08.1901 mit Schweina-Stempel

Der Ursprungsbau von 1882 geht auf Antonie Mencke zurück. In der zu dieser Zeit dort eingerichteten Kurpension für Damen war als Hausarzt der Leiter des Sanatoriums Liebenstein, Dr. J. H. Fülles
http://www.heimatfreundebali.de/heilbad/ärzte/dr-fülles/   verantwortlich. 

Ab 1921 wurden Dr. med. Friedrich Gehrke  http://www.heimatfreunde bali.de/heilbad/%C3%A4rzte/dr-gehrke/ zusammen mit seiner Frau Charlotte die Eigentümer.  Es entstand eine Arztpraxis für Allgemeinmedizin / Kassenpraxis.
Vor dem Umbau in den 30er Jahren wurde an der Nordseite des Hauses die sogenannte „Liegehalle“ eingerichtet - eine offene Veranda mit Liegen und Decken für Ruhepausen der Patienten an der frischen Luft. An der Westseite im Erdgeschoss wurde später ein Wintergarten ausgebaut.

1936 nach Um- und Erweiterungsbauten eröffnete Dr. Gehrke das Haus als sog.“konzessionierte Krankenanstalt“, ein Sanatorium mit 40 Betten. Schwerpunkt: Behandlung von Herz-, Gefäß- und Blutkrankheiten. Die Patientenzuweisung übernahm ausschließlich die Sozialversicherung.

Neben den Praxisräumen gab es nun auch einen großen Untersuchungs- und Behandlungsraum im Keller des Neubaus. Es befanden sich dort z.B. auch Geräte zum Durchleuchten, für Wärme- u. a. -Behandlungen und ein Labor. Der Zugang zu diesem Behandlungsraum war möglich durch das Treppenhaus des Neubaus und direkt von einer Haustür an der Südseite des Neubaus. In der ersten Etage des Neubaus befand sich ein Aufenthaltsraum für Patienten mit einer kleinen Patientenbibliothek.

Die Verwaltung des Hauses und Versorgung der Patienten (Essenversorgung, Unterbringung) oblag Frau Charlotte Gehrke.

Dazu gab es eine gut ausgebaute große Küche mit vielen Nebenräumen im Keller des Alt- und Neubaus sowie einen Speiseaufzug für den Transport des Essens in den Essenraum im Erdgeschoss. Gekocht/gebacken wurde auf einem großen Herd (Holzfeuer), Gasherd, Gashocker sowie in einem 3-stöckigen Gas-Backofen, der in der anschließenden „Spülküche“  (Abwasch des Geschirrs) installiert war. Dort befand sich ein direkter Ausgang zum Garten an der Westseite.

Beheizt wurde das Haus mit Zentralheizung (je ein Heizkessel mit Kohlenkeller im Alt- und Neubaukeller) . Für die Wäsche befanden sich 2 Waschmaschinen, die mit Gas beheizt wurden, eine Bügelstube mit Wäscherolle im Keller und eine Nähstube im 1. Obergeschoß.

Mehrere Angestellte für Küche und Haus waren beschäftigt, die z.T. im Dachgeschoss des Altbaus wohnen konnten.

1944/45: Belegung mit Evakuierten

1945/46: Lazarett und Krankenhaus, wobei die Belegung der Holsatia ab etwa 1945 von der Versicherungsanstalt Berlin und dem Reichsbahnsozialamt übernommen wurden.

Nach dem Tod Dr. Gehrkes 1947 führte Charlotte Gehrke das Haus als Kurheim weiter mit Belegung durch die Sozialversicherung bzw. das Volksheilbad Liebenstein mit inzwischen ca. 60 Betten einschließlich Verpflegung. Bis 1961 übernahm sie auch die Verpflegung für Patienten anderer Pensionen in täglich 3 Durchgängen.

Nach dem Tod Charlotte Gehrkes 1986 führte die Tochter, Ellen Gehrke, das Haus als Kurheim bis zur Wende weiter. Nach 1989/90 endete die Belegung mit Kurpatienten durch die Sozialversicherung. Danach erfolgte nur noch Vermietung von Räumen u.a. an die Arztpraxen Dr. Zemann und Dr. Gerlach.

Mitte der 90iger Jahre wurde das Haus verkauft und abgerissen. Es entstand eine Wohnanlage durch die Firma Radler Immobilien.

                                                                                                                                                                                                         Regine Richter, im November 2015


Ansichtskarte um 1926
Ansichtskarte um 1926
Zentral Villa Holsatia,links Villa Otto Luther, rechts Villa Dr.Vogel, jetzt Lauterbach, unten links Gewächshaus Gartenbaubetrieb Robert Reum, Am Elisabethpark -Archiv W.Malek
Zentral Villa Holsatia,links Villa Otto Luther, rechts Villa Dr.Vogel, jetzt Lauterbach, unten links Gewächshaus Gartenbaubetrieb Robert Reum, Am Elisabethpark -Archiv W.Malek

Galeriebilder von Regine Richter

Ansichtskarte Holsatia - 1962 gelaufen
Ansichtskarte Holsatia - 1962 gelaufen
1965 gelaufen Verlag R. Kallmer Zwickau
1965 gelaufen Verlag R. Kallmer Zwickau
Archiv F.E. Reich
Archiv F.E. Reich
Verlag Wilhelm Löser vor 1910
Verlag Wilhelm Löser vor 1910
Anzeige von 1914
Anzeige von 1914
Wiswerweg 7  1970er - Archiv W.Malek
Wiswerweg 7 1970er - Archiv W.Malek

Elfriede Mosebach erinnert sich:

Es war einmal Dr.med. Fritz Gehrkes (*09.12.1893, +10.03.1947) Sanatorium http://www.heimatfreundebali.de/heilbad/%C3%A4rzte/dr-gehrke/  !
Mit dem gefallenen Sohn Horst (* 03.04.1922, + 22.03.1942) der Familie hatte Elfriede 1938 die Tanzstunde in Schweina im damaligen Gasthaus Hofgarten mit dem Tanzlehrer Funk aus Meinigen erlebt. 

Im Volksheilbad hatte die Holsatia die Funktion eines Sanatoriums inne und später arbeiteten hier Arztpraxen, unter anderen die Gemeinschaftspraxis Helge und Werner Zeman und die Augenarztpraxis Dr. Monika Gerlach.
Nach dem Abriss in den 1990er Jahren entstand hier  eine Wohnanlage durch Radler Immobilien Bad Salzungen.
Gegenüber präsentiert sich die prächtige Villa, die Otto Luther hatte errichten lassen.
http://www44.jimdo.com/app/s06790cd3cc8612fc/p593b1a7de9b795a4/  

Aufnahme November 2014
Aufnahme November 2014
Auf dem Gelände des Kurheim Bernhard befand sich dieser Tennisplatz - im Hintergrund ist die Holsatia zu erkennen
Auf dem Gelände des Kurheim Bernhard befand sich dieser Tennisplatz - im Hintergrund ist die Holsatia zu erkennen

Regine Richter, geb. Stückrath und ihre Schwester Cornelia erinnern sich, dass ihre Großmutter immer davon erzählt hat, dass die Damen Mencke das Haus als eine " Pension für alleinstehende Damen" führten.
Mit der Heirat von Friedrich und Charlotte Gehrke 1921 erwarben sie das Haus. Der  Schwerpunkt lag auf der Arztpraxis. Dafür haben sie einige Umbauten vor allem innen vornehmen müssen (Praxisräume, Warteraum, Untersuchungsraum, Labor). Ihr Großvater war sehr viel in den umliegenden Dörfern unterwegs (anfangs mit einem Motorrad !) und machte auch an den Wochenenden für die Patienten seine Praxis auf. Er mußte sich als "neuer" Arzt auch erst etablieren. Deshalb war es auch eine Einkommensfrage, dass unsere Großmutter zusätzlich im ersten Obergeschoss 2 oder 3 Zimmer für Pensionsgäste herrichtete und anbot. Es war also nicht mehr nur wie vorher  für alleinstehende Damen vorgesehen

Speziell für Damen war diese Kurpension ursprünglich ausgelegt. Mit einer Fotografie von 1892 ist die Anlage schon zu dieser Zeit belegt  siehe  letztes Foto unter  http://www44.jimdo.com/app/s06790cd3cc8612fc/p85638cf6547fea73/  (Das erste vom Morgentor aus erkennbare Gebäude) . Als Dependance fungierte Haus  " An der Tann ".
Hausarzt war der Leiter des Sanatoriums Liebenstein, Dr. D.Fülles
http://www.heimatfreundebali.de/heilbad/ärzte/dr-fülles/    ! 

Karte vom 02.07.1943 mit genauem Therapieplan und Anwendungen
Karte vom 02.07.1943 mit genauem Therapieplan und Anwendungen