Die Familie Heller in Bad Liebenstein

Kurzzusammenfassung von Fritz-Eberhard Reich

Die Familie Heller prägte nachweislich in den letzten 300 Jahren die Orte Grumbach, Sauerbrunnen, später Liebenstein und Schweina erheblich. 

 

Sie findet schon in den Sagen von Ludwig Bechstein ihren Niederschlag. So ist in der Sage “von dem Schatze auf dem alten Liebenstein“ die Rede vom alten Heller. Seine Nachfahren können danach den Schatz im Kranze der Buchen als ihr Eigentum ansehen und heben.

In der Sage von Christian Ludwig Wucke "Der nächtliche Leichenzug vom alten Liebenstein" heißt es, dass der alte Schlosser Gotthilf Heller ihn letztmalig sah.

 

Gotthilf Heller *14.04.1761 Bali + 02.11.1839 Bali, Schlossermeister, findet Erwähnung in der Sage „der nächtliche Leichenzug vom alten Liebenstein“. Er soll den Leichenzug als letzter gesehen haben.

 

Der erste Heller der mir bekannt ist, ist Georg Heller *15.10.1724 Bali + 17.11.1787 Bali, Bergmann.

 

So war Johann Andreas Heller *21.06.1767 Bali + 22.07.1841 Bali, Disziplininspektor.

 

Sein Sohn Johann Michael Heller *03.09.1798 Bali + 01.03.1861 Bali war Instrumentenmacher, und baute Klaviere mit mehreren Angestellten. 

 

Dessen Sohn Friedrich Heller *12.09.1827 Bali + 14.02.1919 Bali war ebenfalls Instrumentenmacher und führte das Geschäft bis zu seinem Tod weiter. Seine Klaviere gingen auch nach Übersee. Der Preis für ein Instrument lag zwischen 400 und 500 Mark. Sein Haus ist die heutige Herzog-Georg-Str. 26.

 

Jakob Valentin Heller *29.06.1808 Bali + 13.06.1903 Bali, Schlossermeister Spitzname: (Berge Gob). Mit seiner 1. Frau hatte er 10 Kinder, das erste Kind starb nach wenigen Monaten. Mit der 2. Frau hatte er 4 Kinder. Er gründete in Liebenstein eine Schlosserwerkstatt. Sein Sohn Ludwig setzte die Tradition fort.

 

Christian Ludwig Heller * 02.08.1842 Bali + 10.09.1914 Bali, Fabrikant, Kommerzienrat. Ludwig Heller gründete Anfang des 20. 

Jahrhunderts ein Elektritzitätswerk in Bad Liebenstein (Rotes Backsteingebäude in der Herzog-Georg-Str. -  ehemaliges Heizhaus des Leuchtstoffwerkes, in den neunziger Jahren abgerissen). Er baute auf dem Friedhof die Trauerhalle und elektrifizierte die evangelische Kirche in Bad Liebenstein.

1863 gründete er mit seinem Bruder Wilhelm eine Metallwarenfabrik in Bad Liebenstein mit ca. 30 Arbeitern. 1874 wurde die Fabrik erweitert, sodass ca. 100 Arbeiter Beschäftigung fanden. 1879 – 1882 war er in Liebenstein Brandmeister. 1883 gründete Ludwig Heller die Liebensteiner freiwillige Feuerwehr. Die Vorgängerwehr war eine Pflicht bzw. Turnerfeuerwehr und bestand noch einige Jahre weiter.

Nach Ludwigs Tod übernahm sein Sohn Alfred Heller *11.11.1873 Bali + 19.06.1947 Schweina, Fabrikant, die Firma. Seit 1938 war Alfred Alleininhaber des Betriebes unter dem Namen Ludwig Heller Eisenwarenfabrik.

 

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Firma enteignet. Zuletzt waren die Gebäude KONSUM und Sparkasse in der Heinrich-Mann-Str. Später gehörten die Gebäude zum Leuchtstoffwerk und wurden in den neunziger Jahren abgerissen.

Seine letzte Ruhestätte befindet sich in einer Gruft auf dem Friedhof von Bad Liebenstein.

 

Jakob Wilhelm Heller *20.07.1840 Bali + 17.04.1908 Schweina, Fabrikant. Zunächst waren die Brüder Ludwig und Wilhelm gemeinschaftlich in Bad Liebenstein und später in Marienthal tätig. Hier errichteten sie einen weiteren Metallwarenbetrieb. Produziert wurden neben verschiedenen Schlössern auch Messer aller Art. Die Firma nannte sich Gebr. Heller. 

Nachdem sich die Brüder Ludwig und Wilhelm trennten, betrieb Wilhelm alleine die Firma in Marienthal, (ehemaliges Wälzkörperwerk, Anfang des 

21. Jahrhunderts abgerissen). Er gilt als Begründer der Messerindustrie in Schweina. Nach ihm ist eine Straße in Schweina benannt.

Seine letzte Ruhe fand er im Familiegrab in Schweina, heute ist es ein Ehrengrab der Gemeinde Bad Liebenstein.

 

Seine Söhne Max Heller *21.11.1871 Bali + 30.10.1943 Schweina, Fabrikant, er hatte keine Kinder und Ernst Karl Heller *21.11.1871 Bali + 01.08.1943 Bali, Fabrikant, Kommerzienrat, führten den Betrieb des Vaters weiter. Beide Brüder sind im Familiengrab in Schweina bestattet. 

 

Karl Heller *17.06.1867 Bali + 03.04.1952 Schweina, Fabrikant, Kommerzienrat. Karl war der jüngste Sohn des Jakob Valentin Heller. Er leitete den Betrieb in Marienthal bis zur Enteignung nach dem 2. Weltkrieg. Karl Heller war sehr sozial eingestellt. So ermöglichte er u.a. seinen Arbeitern ein eigenes Haus zu bauen, indem er diesen einen Kredit gewährte. Es entstand die Wohnsiedlung Marienthal mit der Heinrich-Heine- und der Thomas-Mann-Straße.

Nach 1918 wurde die Arbeitszeit entsprechend den tariflichen Vereinbarungen zwischen dem Verband der Süd-West-Thüringischen Metall- und Gewehrindustrie und dem Deutschen Metallarbeiterverband, Bezirksleitung Erfurt, auf wöchentlich 48 Stunden festgelegt.

 

Hinzu kommt, dass Karl Heller die Jüdin Arsa Issakowitsch, die am 17.09.1884 in Armjansk/Ukraine geboren wurde, in der Nazizeit unterstützte und deckte. Sie arbeitete in den 1930er Jahren als Sekretärin bei der Firma Gebrüder Heller in Marienthal. Arsa Issakowitsch wurde nachweislich vom damaligen Inhaber des Unternehmens, Karl Heller, insbesondere nach den Ereignissen im Zusammenhang mit der "Reichskristallnacht" in Schutz genommen. Vermutlich durch die unvorstellbaren Programme und die Beschlüsse der Wannsee-Konferenz im Januar 1942 und der damit geplanten vollständigen Vernichtung der europäischen Juden, nahm sich Frau Issakowitsch, die einen Deportationsbefehl erhalten hatte, am 12.03.1942 das Leben. Karl Heller organisierte ihre Bestattung und ließ sie in dem Familiengrab Heller/Biedermann beisetzen. Eine verwitterte Gedeck- und Grabtafel am Grab von Karl Heller auf dem Schweinaer Friedhof erinnert an Arsa Issakowitsch. Im Einwohnerbuch von 1934 stand Frau Issakowitsch, Sekretärin für Marienthal, erwähnt; im Einwohnerbuch von 1938 stand sie unter Wiegenstraße (sicherlich Wiesenstraße mit der Gebäude-versicherungsnummer 417), die heutige Puschkinstraße 30, der letzte Wohnsitz von Karl Heller.

 

Georg Adam Heller *08.08.1836 Bali + 10.09.1913 Bali, Fabrikant

Er baute in der Barchfelder Str. ein bescheidenes Haus. In der Werkstatt fertigte er mit mehreren Gesellen Vorhängeschlösser für Schatullen. Nachdem die Söhne die Lehre als Schlosser beendeten, baute man ein großes Fabrikgebäude, über 100 Arbeiter wurden dann beschäftigt. Die Geschäfte gingen zurück, sodass im Juli 1917 die Fa. "Stanzwerke u. Schloßfabriken GmbH" die Grundstücke übernahm. 1934 gingen die Gebäude in die Fa. Heinrich Beutel Bad Liebenstein über. Sein jüngster Sohn baute sich eine Villa (ehemals Forstamt), heute im Besitz von RA Mathias Danz. 

 

Friedrich Heller  *12.9. 1827 Bali, + 14. 2 1919 Bali, Instrumentenmacher,  verheiratet mit Friedericke Heller geb. Heller *24.02.1846 Bali, + 28.10.1928 Bali, genannt die „Hellersche Ricke“ führte das seit 1873 bestehende Geschäft, das seit dieser Zeit mit Spirituosen, Branntweinen und Weinen handelte.  Sie bezog nur gute Waren und hatte die beste Kundschaft. Anfang des 20.Jh. wurde der Laden modernisiert und vergrößert.
Friedrich Heller war Klaviermacher und baute Pianino’s und auch tafelförmige Instrumente. Verkaufspreis: 400 – 500 Mark. Auch vermietete er im Sommer Pianinos an Kurgäste.

Sein Sohn Emil Heller * 06.12.1869 Bali, + 24.10.1911 Bali, Gehilfe seines Vaters, war kränklich und starb bereits 1911. 

Seine Tochter Christine Schneider geb. Heller * 25.11.1867  Bali,  + 23.03.1930 Bad Suderode war mit Hotelbesitzer Georg Wilhelm Schneider*19.01.1868 Altenstein + 05.02.1919 Brotterode verheiratet. Nach dem Tod ihres Mannes ging sie nach Bad Suderode und betrieb eine Konditorei und ein Hotel zusammen mit ihrem Sohn Carl.


Die zweite Tochter Emilie Heller *16.01.1877 Bali, + 15.01.1959 Bali war unverheiratet und führte den Haushalt.


Die dritte Tochter Berta Wolter geb. Heller * 27.02.1879 Bali, + 25.12.1967 Bali heiratete den Kaufmann Max Wolter * 18.03.1870 Gülzow – Mecklenburgische Schweiz + 27.03.1931 Würzburg.  Er stammte aus Hamburg und richtete kurz nach dem 1. Weltkrieg einen Zigarren – und Kolonialwarenladen, unter den Namen „Wolter & Heller“ ein. Des weiteren handelte er mit Musikautomaten und Musikinstrumenten, sowie photographischen Artikeln. Nach dem Tode von Max Wolter führten seine Witwe und ihre Nichte Marie Reich geb. Schneider *07.06.1909 Brotterode + 23.10.1979 Bad Liebenstein, das Geschäft bis 1951 weiter. 

 

Danach war es im Pachtverhältnis die erste HO – Verkaufsstelle in Bad Liebenstein. Zunächst war es ein Feinkostladen, ab 1982 eine HO Delikatverkaufstelle bis zur Wende 1990.


Seit 1991 sind hier Mode – Boutiquen untergebracht. Zunächst bis 1999 die Dietrich – Moden GmbH, anschließend Dittmar – Moden und seit 2005 ist City-Store hier ansässig. Am 10.03.2025 beging City-Store das 20 jähriges Bestehen.

 

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Quellen: Walter Börner (1903 - 1982) verschiedene Aufzeichnungen, kleine Ortschronik

Fritz – E. Reich, Erinnerungen und Aufzeichnung der Familie