Brunnentempel

Hermann von Stein ließ 1590 den Platz um die Quelle roden, die seit alters her wegen ihrer heilkräftigen Eigenschaften bekannt war.
1601 beauftragte Herzog Kasimir von Coburg als Besitzer des Amtes Liebenstein die Quellenuntersuchung durch Dr. Megenbach, Physicus zu Meiningen, die positiv ausfiel.
Daraufhin wurde der Quellbereich von altem Unrat beseitigt und neu gefasst.
1610 erschien der zu den ersten deutschen Brunnenschriften gehörige " Tractatus Medicus und Historia des fürtrefflichen Sawerbrunnens unter Liebenstein,...", der auch wegen seiner frühneuhochdeutschen Sprache https://de.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%BChneuhochdeutsch  von besonderem Wert ist und dank Ida Henkel aus Schweina seit kurzem in kompletter Übersetzung vorliegt. ( Das bekannteste Textzeugnis dieser Sprachstufe ist übrigens Luthers Bibelübersetzung von 1545 ! )
Im gleichen Jahr erfolgte durch den Brunnenbauer Valentin Beiser aus Oberhausen der Ausbau des Brunnens.
Herzog Kasimir verbrachte die nächsten zehn Sommer in Liebenstein.
1614 wurde dann durch Hermann von Stein und Amtmann Breithaupt von Tenneberg eine steinerne Treppe hinunter zum Brunnen installiert.

1618 setzte der Herzog erstmals einen  Brunnenaufseher ein. Dies übernahm Hermann Raßbach: Seine Aufgaben waren - " wöchentlich den Brunnen auszuschöpfen und zu reinigen, auf die Gebäude zu sehen, die Füller abzufertigen, die Krüge wohl auszuschwenken, die Keller rein und die Abzucht offen zu halten ".
1715 ernannte man den Ortslehrer zum Brunneninspektor, der die zum Transport vorgesehenen verschlossenen  Brunnengefäße zu versiegeln hatte.

"Das es für das Bad Liebenstein dringend wird daß für nächste Saison ein ordentl. Brunnenarzt und  kein Windbeutel angestellt werde, so ersuche ich Sie die Angelegenheit des Dr. Hofmann baldigst in Erledigung zu bringen."
Sachsen-Meiningen, aus einem eigenhändigen Brief eines Angehörigen des Hauses (mit Unterschrift)
    Meiningen, 15. Dezember, 1843

 

Der Bau war schon 1803 beschlossen worden,  wurde  aber erst 1816  nach der sorgfältigen  Einfassung der acht Mineralquellen und der Keiderling- und Voigtquellen ausgeführt. ( An der Stelle eines ehemaligen hölzernen Brunnenhauses ). Die Quellen wurden in ein Reservoir geleitet.
Darüber wurde der Brunnentempel in Form einer überkuppelten Rotunde errichtet, ausgeführt im Stile eines griechischen Rundtempels mit vorgelagerten dorischen Säulen. Der eigentliche Brunnenausschank befand sich in 2 m Tiefe, umgeben von Granitfundamenten. Die Bauzeit war von April bis Oktober 1816.
Der klassizistische Bau war wahrscheinlich vorübergehnd auch farbig gestaltet, relativ umfangreich verziert und die Flächen des Gebälks zeigten Ornament-malereien (vermutlich einem Zeitgeschmack in der 2.Hälfte des 19.JH folgend !) . Anfang des 20.Jahrhunderts wurde die Fassade einheitlich hell gestaltet und viele Verzierungen verschwanden. Der Baumeister entzieht sich unserer Kenntnis, Bauauftraggeber war noch Herzog Georg I. 


Sage über die Entdeckung der Heilquelle: http://www44.jimdo.com/app/s06790cd3cc8612fc/p5a76e30f3a29f789/

Archiv W.Malek
Archiv W.Malek
Cholorierter Brunnentempel - Archiv W.Malek
Cholorierter Brunnentempel - Archiv W.Malek
Archiv W.Malek
Archiv W.Malek

Ein seltenes Motiv - Blick vom Weiher im Kurpark auf den Brunnentempel.
Dieser Weiher wurde 1914 angelegt.

Archiv W.Malek
Archiv W.Malek
Anbau Brunnentempel um 1900 - Repro W.Malek
Anbau Brunnentempel um 1900 - Repro W.Malek

Zwischen Brunnentempel und Badehaus wurde 1903 ein Wandelgang angelegt. Im Prinzip ist das der Vorgängerbau unserer heutigen Wandelhalle !  Links vorne die Treppe, die zum tiefer gelegenen Sauerbrunnen führte !

Zwei junge Frauen auf dem Grundstück vom Knechtschen Haus in Liebensteiner Tracht
Zwei junge Frauen auf dem Grundstück vom Knechtschen Haus in Liebensteiner Tracht

Unmittelbar neben dem Brunnentempel wurde bis zur Errichtung des neuen Badehauses 1937 die Mineralquelle an Kurgäste und Einwohner von einem tief gelegenen Brunnen ausgeschenkt. Berta Völker in Liebensteiner Tracht beim Ausschank des Sauerbrunnens und Hoffotograf Max Reich um 1900.

Ausschank im Brunnentempel Ende 1930er mit Brunnenmädchen Anna Krüger - Quelle Susanne Krüger
Ausschank im Brunnentempel Ende 1930er mit Brunnenmädchen Anna Krüger - Quelle Susanne Krüger
September 2012
September 2012



Untersuchungen  des Liebensteiner Sauerbrunnens  
( ohne Anspruch auf Vollständigkeit )

1601  Dr. Heinrich Megenbach, Physicus zu Meiningen
1610  Dr. Libavius,  Coburg -
               " Tractatus Medicus Physicus und Historia des Casimir. Sawerbrunnen "
1688  Dr. Medicus Fuchs, Schmalkalden
1718  Dr. Waldmann,  Hess.-Kasselscher Leibmedicus
1722  L. Winter, Physikus Suhl
1723  landgräflich-hessischer Leibarzt Dr. Huth
1727  Prof. Hoffmann - Halle, Erfinder der Hoffmann-Tropfen
1727  Hofmedicus Dr. Storch-Eisenach
1801  Prof. Göttling - Jena
1813  Chemiker Dr. Trommsdorf, (Vergleich mit der Pyrmonter Quelle - diese 

           und der Sauerbrunnen  sind  "Schwestern")     https://de.wikipedia.org

                                                              /wiki/Johann_Bartholom%C3%A4us_Trommsdorff
1818  Staats-, Post-, und Zeitungslexikon Sachsen
1827  Dr. Schlegel, Geheimer Hofrath, Hofmedicus  http://www.heimatfreundebali.de

                                                                                   /heilbad/%C3%A4rzte/dr-schlegel/
1828  Dr. Hufeland Berlin ( "Bibliothek der Heilkunde" )  https://de.wikipedia.org

                                                                                   /wiki/Christoph_Wilhelm_Hufeland
1830  Ferdinand Jahn, Liebenstein
1832  Wachenroder - Jena,  chem. Untersuchung der Mineralquellen
1846  Prof. Cotta, Freiberg, Untersuchung der neuen Quelle 
                      http://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_von_Cotta

1852  Prof. Liebig, Begründer der organischen Chemie - München, Quellenanalyse
            http://de.wikipedia.org/wiki/Liebig%E2%80%99s_Extract_of_Meat_Company
1852 - 58, 1866, 1870,   Dr. Döbner - Meiningen
1857   F.  Küchenmeister,  chemische Untersuchung
1858   G. Seifert - " Deutsche Klinik"
1859   Privatdozent H. Reichardt- Jena
1870   L. Hegewald
             undatiert Badeärzte Dr. Knecht, Dr. Seige
1927   Prof. Kionka, Jena, Gutachten über den neuerbohrten Kochsalzsprudel
             gleichwertig dem Rakocy-Brunnen in Bad Kissingen
1954   Die Mineralquellen des Liebensteiner Bades, Zeitschrift Geologie  

Sanierung Brunnentempel 14.03.2016 zur Vorbereitung 200 Jahre Brunnentempel  - Aufnahme W. Malek
Sanierung Brunnentempel 14.03.2016 zur Vorbereitung 200 Jahre Brunnentempel - Aufnahme W. Malek
Brunnentempel nach der Sanierung Juli 2016 - Aufnahme W. Malek
Brunnentempel nach der Sanierung Juli 2016 - Aufnahme W. Malek